Mittwoch, 23. Dezember 2009

Kleine private Weihnachtsfeier

So, jetzt schnell noch vor dem Schlafengehen ein kleiner Bericht über den gestrigen Abend:

Hansen und ich hatten unsere eigene kleine (vorgezogene) Weihnachtsfeier. Es ist schon erstaunlich, wie sich manchmal alles so ergibt. Wir hatten ja schon seit Tagen vorgehabt, endlich einen gemütlichen Abend bei Glühwein und Kerzenschimmer zu verbringen, was aber irgendwie nicht klappte. Gestern flatterte uns ein Zettel von der Post ins Haus mit der Information, dass wir ein Paket abholen sollten. Das konnte doch nur aus Deutschland gekommen sein! Also gleich los zur Post und Paket abholen. Tatsächlich: es war das jährliche Weihnachts-Carepaket von den Lieben daheim. Es passte gut, dass ich mir mal von den Weihnachts(gottesdienst)vorbereitungen eine Auszeit nehmen konnte, und so haben wir beschlossen, endlich unseren Glühwein zu machen, und bei beleuchtetem Tannebaum das Paket auszupacken. Im Hintergrund dudelten die Weihnachtslieder vom CD-Spieler.

Es waren so viele nette Sachen in dem Paket: Eine Gummiente für Jessie (die ist jetzt im 7. Hundehimmel vor Freude!), das gute Persil - damit unsere Wäsche wieder frisch riecht, Lübecker Marzipan und andere Leckereien, und Kalender mit Bildern aus der alten Heimat. Am coolsten fanden wir allerdings die Schokoladentäfelchen mit Aufdrucken ostholsteinischer Sehenswürdigkeiten. Die sind ja viel zu schade zum Aufessen! Jemand da drüben hatte sich offensichtlich auch gemerkt, dass ich etwas traurig darüber war, keinen Alpenkalender mehr bestellen zu können (zu hohe Portokosten). Nun haben wir einen selbstgebastelten mit Bildern unserer Wanderurlaube in Tirol. Wie klasse! Ich kann es kaum abwarten, ihn endlich in der Küche aufzuhängen.

Eigentlich war ich wegen der vielen Arbeit und des Umzugs noch gar nicht so richtig in Weihnachtsstimmung, aber der gestrige Abend hat das völlig geändert. Ebenfalls dazu beigetragen hat die Tatsache, dass wir doch noch eine Ente fürs Weihnachtsessen ergattert haben. Das es schwer werden würde, eine Gans oder Ente aufzutreiben, war uns schon klar (bei den Amerikaner gibt es fast überall Schinkenbraten). Etwas traurig war ich allerdings schon, bei dem Gedanken, auf Lammkeule oder Truthahn umsteigen zu müssen. Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier,besonders zu Weihnachten. In einem Supermarkt haben wir uns dann allerdings doch noch die allerletzte Ente sichern können. Eigentlich hatte ich innerlich schon Abstriche gemacht, was das diesjährige Weihnachtsfest betrifft, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass da mein oberster Boss andere (bessere) Pläne hatte ;-)

So, und jetzt bleibt mir nur noch, Euch allen da draußen frohe Weihnachten zu wünschen.
Frohe Weihnachten!!! (Und vergesst bei dem ganzen Trubel nicht das Kind in der Krippe!)

Sonntag, 20. Dezember 2009

Aufführung in der Kirche

Obwohl noch so viel für die Weihnachtsgottesdienste zu tun ist, haben Hansen und ich uns gestern eine Aufführung in unserer Kirche angesehen. Wenn auch nicht professionelles Theater so war es doch sehr gelungen. Und vor allem: zum Schreien witzig!!! Eigentlich schade, dass es nur eine Aufführung im Keller der Kirche gab. Es wäre schön gewesen, wenn das Stück in einer Schule oder anderswo hätte aufgeführt werden können.

Wir sind ganz froh, dass wir inzwischen die regionalen Eigenheiten hier in den USA erkennen können. Vor drei Jahren hätten wir das Theaterstück vermutlich weniger lustig gefunden, schon alleine deswegen, weil wir nicht wussten, was "Hillbillies" sind.
Zur Erklärung: als "Hillbillies" werden Leute bezeichnet, die in den südlichen, ländlichen und bergigen Gebieten der USA leben. Wenn man etwas länger in den USA lebt, kann man auch den "Hillbilly" Akzent heraushören. Hansen und ich bezeichnen die "Hillbillies" liebevoll(!) als die Bayern der USA (Bitte nehmt uns das nicht krumm, liebe Bayern!).



Wir hatten jedenfalls viel Spass an dem Theaterstück, haben das Essen sehr genossen (es gab "sloppy joes": Brötchen, die mit einer Masse aus Hackfleisch, Zwiebeln und süßer Tomatensoße gefüllt sind) und waren froh, dass wir uns die Zeit für diese Gemeindeaktivität genommen haben.


Freitag, 18. Dezember 2009

So viel zu tun

Zur Zeit weiß ich gar nicht, wo mir der Kopf steht. Aber das ist ja normal für uns Profi-Hirten so kurz vor Weihnachten.

Auf meinem Schreibtisch in der Kirche liegt ein Riesenstapel Post, den ich noch durchsehen muss, was aber nicht so schlimm ist, denn der Schreibtisch ist ja groß genug. Da passt sogar noch mehr Post drauf ;-)

Natürlich planen wir gerade die Weihnachtsgottesdienste, und es muss dafür noch ziemlich viel getan werden. Zwei von meinen drei Predigten sind zum Glück schon fertig: die für Sonntag und die für Heiligabend. Die Predigt für den ersten Weihnachtstag muss ich noch schreiben, aber wenigstens habe ich schon eine Idee.

Zwischendurch versuche ich, ein paar Krankenbesuche unterzubringen, den Gemeindebriefartikel für die Januarausgabe zu schreiben, mich bei diversen Gruppen in der Gemeinde vorzustellen, und an Veranstaltungen teilzunehmen (morgen findet irgendwas in der Kirche statt, von dem ich noch nicht weiß, was es genau ist; jedenfalls gibt es etwas zu essen, das ist schonmal gut). Der Infoteil über mich für die Webseite der Gemeinde kann hoffentlich bis nach Weihnachten warten.
Und wie Du ja schon aus älteren Blogeinträgen weißt, liebe Leserin oder lieber Leser, ist da ja noch der immerwährende Papierkrieg wegen der Visumsverlängerung.

Es wurmt mich schon, dass ich so gar nicht dazu komme, Freunde anzurufen / zurück zu rufen, oder Weihnachtsemails zu verschicken.

Wenigstens haben Hansen und ich es gestern geschafft, uns eine kleine Auszeit zu nehmen, und in die Kneipe zu gehen auf ein paar Biere und "Steakbites".

Hoffentlich kriegen wir es Montag hin, den Tannenbaum aufzustellen und zu schmücken. Wenn ich mich morgen und übermorgen ranhalte, dann sollten wir am Montag genug Zeit dafür haben. Vielleicht ist sogar ein Glühwein drin. Ich hatte vor zwei Jahren ein Rezept im Internet gefunden und herausbekommen, dass der ganz einfach selbst zu machen ist (das Glühfix aus Deutschland ist uns inzwischen ausgegangen). Wenn man fleißig Ausschau hält, dann kann man auch hier Glühwein auftreiben, aber meistens ist der nicht zu bezahlen.

So, und jetzt werde ich erstmal eine Pause einlegen. Kann schon nicht mehr klar denken.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Erster Arbeitstag in der neuen Gemeinde

So, meinen ersten Arbeitstag habe ich hinter mir:

Hansen und ich haben gestern Abend doch noch länger mit Wein und Käse durchgehalten, als geplant war. Daher war ich heute Morgen ziemlich müde, als der Wecker klingelte. Dann bin ich wie Falschgeld durch die Wohnung gelaufen, um alles auf die Reihe zu kriegen. Es ist schon schwierig, wenn man noch keine richtige Routine hat mit neuem Zuhause und neuem Arbeitsplatz. Nach einer halben Stunde war ich dann aber doch soweit, dass ich mit Jessie den morgendlichen Spaziergang zum Detroit River machen konnte. Es war noch dunkel draußen, und Wyandotte sieht richtig festlich aus mit der ganzen Weihnachtsbeleuchtung überall.

Was mich etwas genervt hat, waren die vielen Autos vor den Häusern, die mit laufendem Motor und vermutlich voll aufgedrehter Heizung auf ihre Fahrer warteten. Der Amerikaner an sich mag eben nicht in ein kaltes Auto einsteigen. Dabei hat es noch nichtmal gefroren. Ich gebe ja zu, dass ich auch mal geneigt bin, den Motor anzulassen, damit die Scheiben abtauen können und ich nicht so viel kratzen muss. Aber nur wenn es RICHTIG kalt ist. Meistens versuche ich aber doch, das Ganze umweltfreundlicher zu gestalten.

Nach dem Spaziergang gab's Frühstück für Mensch und Hund, und dann war Hansen so nett und hat mich mich meinem Bücherkarton zur Kirche gefahren. Eine Besprechung mit einem Kirchenältesten hat dann auch fast den ganzen Morgen gedauert. Da ist ja so viel, womit ich mich erst zurechtfinden muss. Und: es geht ja schon mit großen Schritten auf Weihnachten zu. Zwischendurch habe ich meinen neuen Schreibtisch eingeräumt. Meine Güte, ist das ein Riesending! So einen großen Schreibtisch habe ich noch nie gehabt. Da drauf sah mein kleines Netbook richtig verloren aus.
Ich muss mir unbedingt noch etwas für die Temperaturregelung in meinem Büro überlegen. es war sch...kalt da drin, trotz zugeklebter Fenster und zusätzlichem Heizluefter. Nachdem ich mit Hansen bei Pizza Hut Mittag gegessen habe musste ich zu Hause erstmal in die heiße Badewanne, um wieder warm zu werden.

Den Rest des Tages habe ich damit zugebracht, Telefonate zu führen, ein Interview für das lokale Käseblatt zu geben, E-mails abzuarbeiten und Termine zu machen. Mein Terminkalender war nach ein paar Stunden rappel-voll. Aber ich muss gestehen, es fühlt sich großartig an, zur Abwechslung eine "normale" Pastorin in einer "normalen" Gemeinde zu sein, und nicht ständig lauter verrückte Dinge zu tun, wie es in meinem Dasein als "mission developer" der Fall war. Nach meinem ersten Tag bin ich ich begeistert von der neuen Stelle. Und Platz für verrückte "mission developer" - Aktionen ist immer. Das werde ich garantiert nicht ablegen. War ja auch mit ein Grund, warum die Gemeinde mich haben wollte.

So, und hier noch ein Bild von meinem Vorstellungsgottesdienst (Ist schon ein bisschen was her, aber kommenden Sonntag wird es nicht viel anders aussehen. Nur die Stola wird blau sein anstatt grün, da Blau hier die liturgische Farbe im Advent ist):

Montag, 14. Dezember 2009

Letzter Urlaubstag


Heute ist mein letzter Urlaubstag gewesen. Ich habe nochmal so richtig ausschlafen können, weil Hansen heute morgen so nett war, den Hund "auszulüften". Das Wetter war leider nicht so klasse: Nieselregen und furchtbar trübe. Das hat uns allerdings nicht davon abgehalten, einen kleinen Ausflug zum "Eastern Market" in Detroit zu machen. Freunde hatten uns gesagt, dass es dort einen Laden gibt, in dem man richtig guten Käse kaufen kann, der auch nicht zu teuer ist. Markttag ist zwar immer Samstags, aber wir hätten ohnehin keine Lust gehabt, bei dem schlechten Wetter über den Markt zu schlendern. Toll ist, dass wir jetzt viel schneller in Detroit sind: nur 20 Minuten Fahrzeit!





Wir haben dann auch unseren Käse erstanden und noch ein paar andere Leckereien. Der Laden ist richtig urig, und das Beste ist, dass sich ein Weinladen gleich nebenan befindet. Da haben wir uns noch mit dem passenden Wein zu unserem Käse eingedeckt. Du kannst Dir also vorstellen, lieber Leser, was es heute zum Abendbrot gibt ...

Außerdem habe ich es endlich geschafft, ein paar Bilder von unserer Wohnung zu machen. Ich weiß ja, dass es da so einige Leute gibt, die endlich wissen wollen, wie es denn nun bei uns aussieht. Hier sind die Bilder!

Wohnzimmer:

Wohnzimmer mit Blick aufs Esszimmer:


Esszimmer:


Küche:

Arbeitszimmer:


Schlafzimmer:

Und hier werden wir gleich den Rest des Abends verbringen: in unserem Lesezimmer!


Sonntag, 6. Dezember 2009

Erster Winterspaziergang am Detroit River

So, nun komme ich endlich mal wieder dazu, mich im Internet rumzutreiben. Das hätte ich besser gelassen, zumindest das mit den E-mails, denn ich musste mich dadurch doch um einige beruflichen Dinge kümmern. Eigentlich habe ich ja bis zum 14. Dezember Urlaub und wollte mich nur mit auspacken und einleben beschäftigen. Aber da gab es noch einiges bezüglich des Visums zu regeln und ein paar wichtige Informationen mussten auch noch weitergeleitet werden. Wenigstens habe ich es noch geschafft, eine automatische Urlaubs-Antwort für mein E-mail Konto einzurichten. So kriegen die Leute es jetzt wenigstens schriftlich, dass ich (eigentlich) nicht zu erreichen bin.

Ja, wir sind endlich eingezogen! Die Wohnung sieht nun auch nach Wohnung aus und nicht mehr nach Lagerhaus. Es ist zwar noch nicht alles ausgepackt und steckt noch in Kartons im Keller, aber das Wichtigste ist erledigt. Die alte Wohnung haben wir gestern noch sauber gemacht (4 Stunden haben wir geputzt und geschrubbt), und jetzt kann es mit dem Erkunden unserer neuen Heimat losgehen. Hansen und ich haben es uns heute gegönnt, lange zu schlafen und spät und gemütlich in der Küche zu frühstücken. Es gab Pfannkuchen, Spiegeleier und Speck! Eigentlich wollte ich ja heute morgen in den Gottesdienst einer der Kirchen in unserer Nähe gehen, bin aber so ausgelaugt von der ganzen Packerei, Auspackerei, und Schlepperei, dass ich einfach mal eine Pause brauchte.
Anschließend haben wir uns unseren Vierbeiner geschnappt und haben einen Spaziergang zum und am Detroit River gemacht. Es ist schon toll, dass wir in nur 10 Minuten Gehzeit am Wasser sind. Das Wetter war auch perfekt dafür: Sonnenschein und klare Luft. Nur ein bisschen kalt wars.











Tja, und ich genieße es gerade mächtig, im EIGENEN Schreibtischstuhl am EIGENEN Schreibtisch zu sitzen. Wir freuen uns beide, dass wir jetzt endlich eine Wohnung haben, in der alle Möbel unsere eigenen sind.

Nur den Nikolaustag haben wir völlig verpennt. Der fiel uns erst gestern am späten Abend ein, als wir bei einem Bierchen, etwas Musik und Kerzenschein das Lesezimmer mit dem Erkerfenster eingeweiht haben. Also war heute morgen nichts in unseren Stiefeln. Aber die waren ja sowieso noch unten im Keller anstatt auf der Fensterbank - ungeputzt und unausgepackt. Die habe ich erst heute Nachmittag für unseren Spaziergang rausgekramt.

Ich hoffe nur, dass mit der Visumsverlängerung alles klappt und wir nicht so bald hier wieder ausziehen müssen. Ich habe so überhaupt keine Lust, schon wieder alles einzupacken, was ich gerade ausgepackt und in mühsamer Arbeit verstaut habe. Es ist schon was dran an der Theorie, dass ein Umzug den Stress Level in ungeahnte Höhen katapultiert.

Sonntag, 29. November 2009

Noch einmal Abschied nehmen

Nachdem Hansen und ich uns schon letzten Sonntag bei den Leuten des Hartland - Gemeindestandortes verabschiedet hatten, war heute South Lyon dran. Ich hatte schon letzte Nacht schlecht geschlafen, weil ich einen richtigen Klumpen im Magen hatte. Ich stelle immer wieder fest, wie schwer es mir doch fällt, hier alles zurück zu lassen, besonders die Menschen, an denen ich so hänge. Richtig heftig wurde es dann heute morgen während unserer offiziellen Aussendung im Gottesdienst. In der Liturgie heißt es nämlich ganz deutlich, dass ich jetzt nicht mehr Pastorin dieser Gemeinde bin. Da ich ziemlich nah am Wasser gebaut habe, hatte ich ganz schön Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Nach dem Gottesdienst gab es dann das bereits bekannte "Topfglück " und eine Torte für Hansen und mich. Es war eine sehr sehr nette und gemütliche Runde. Wir bekamen eine Karte mit vielen guten Wünschen von allen, als Abschiedsgeschenk sogar etwas Geld für die neue Wohnungseinrichtung und eine riesige Dose meiner Lieblingsplätzchen (die schmecken genauso wie Mamas Weihnachtsplätzchen, ober-lecker!!!).




Als ich dann zum letzten mal die Tür unserer Ladenzeilenkirche abschließen durfte , kamen zu dem Klumpen in meinem Magen auch noch Schmetterlinge dazu (es wird langsam zu voll da drin!), weil jetzt alles irgendwie ernst wird. Heute Abend sind wir noch bei Freunden zum Kartenspielen eingeladen, morgen geht es dann schon rüber zum Chestnut House, damit Herd, Fernsehen und Internet angeschlossen werden können, und übermorgen kommt der Umzugswagen. Zweimal schlafen wir nur noch in dieser Wohnung. Danach ist mal wieder ein Kapitel in meinem Leben abgeschlossen und ein neues fängt an.

Donnerstag, 26. November 2009

Mittwoch, 25. November 2009

Thanksgiving Vorbereitungen

Da taut er auf, unser Thanksgiving Truthahn:


Thanksgiving kann kommen!

Ich habe es geschafft, noch ein paar weitere Sachen einzupacken, und jetzt ist wirklich nicht mehr viel übrig. Bis Dienstag sollte alles geschafft sein.

Hansen war derweil noch los, um die letzten Zutaten für unser Thanksgiving Essen einzukaufen. Wir haben uns gerne von der amerikanischen Tradition anstecken lassen und feiern Thanksgiving, wie es sich gehört. Zuerst gibt es Truthahn, Rotkohl und Klöße. Naja, das ist nicht ganz so traditionell. In amerikanischen Haushalten gibt es zum Truthahn Mais, Bohnenauflauf, Kartoffelpüree und zum Nachtisch Kürbiskuchen, aber um das alles zu kochen / backen haben wir keine Zeit. Sind ja nebenbei noch am Packen. Nach dem großen Essen werden wir es uns auf dem Sofa gemütlich machen und uns ein Footballspiel im Fernsehen ansehen - das ist typisch amerikanisch.

Thanksgiving ist übrigens nicht mit dem deutschen Erntedankfest zu verwechseln. Thanksgiving wird in Erinnerung an die ersten Siedler gefeiert, denen nach der Ankunft in der neuen Welt leider die Nahrungsmittel ausgegangen waren, und die dann aber von den Indianern versorgt wurden (mit Mais und Truthahn). Die Indianer haben die ersten Siedler nicht nur "gefüttert", sondern ihnen auch gezeigt, wie man Mais anbaut, und wo es Truthähne zu jagen gibt. Aus Dankbarkeit für diese Unterstützung, wird jedes Jahr Thanksgiving gefeiert.

Uns als Deutsche betrifft diese Tradition ja eigentlich nicht, weil uns der geschichtliche Hintergrund fehlt, aber es ist trotzdem immer ein schöner Anlass, um an Freunde und Familie zu denken, und dankbar dafür zu sein, dass wir Euch noch haben - wo immer Ihr auch gerade seid!

Thanksgiving hat hier fast mehr Bedeutung als Weihnachten. Es kommt wenn möglich die ganze Familie zum Truthahnessen zusammen. Freunde und Gemeindemitglieder sind auch schon ganz besorgt um uns, weil Hansen und ich nicht mit unserer Familie zusammen sein können. (Ihr seid ja alle so weit weg.) Wir mussten (wie jedes Jahr) ohne Ende Einladungen ausschlagen, um sicher zu gehen, dass wir einen ruhigen Feiertag verbringen können. An den meisten anderen Feiertagen muss ich ja immer arbeiten.

Die letzten Jahre haben wir Thanksgiving immer mit unseren deutschen Freunden verbracht, aber die einen sind jetzt in New York und die anderen in Kalifornien. Also findet morgen alles im kleinen Kreis statt: Hansen und ich, und Hund und Teddybär. Trotzdem freuen wir uns drauf.

So, und jetzt bleibt mir nur noch, Euch allen ein fröhliches Thanksgiving zu wünschen: Happy Thanksgiving!

Sonntag, 22. November 2009

Abschied von unserem geliebten Auto

Wir mussten uns ja leider von unserem geliebten Kleinbus trennen. Wir hatten ihn vor einem Jahr günstig erstanden, damit Hansen nicht im Pastorat festsitzt, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin. (Öffentliche Verkehrsmittel gibt es hier ja keine.) Es war Liebe auf den ersten Blick, und der Bus hat uns gute Dienste erwiesen, besonders als wir damit im Sommer 2008 in Campingurlaub gefahren sind.

Die eisige Kälte im letzten Winter hatte einen Motorschaden zur Folge. Da sich die Reparatur für uns nicht lohnte, haben wir den Bus vor ein paar Tagen an "Purple Heart" gespendet.

Hier ein paar Erinnerungsfotos:

Wir hatten es schon ziemlich gemütlich!


Und jetzt ist er weg.







Bilder vom Abschiedspotluck in Hartland

Samstag, 21. November 2009

Fortschritte

Gestern haben wir schon einiges erledigen können: Wir waren in Wyandotte, um bei der Stadtverwaltung Strom, Kabelfernsehen und Internet anzumelden. Hat alles geklappt. Am 30. November soll alles angeschaltet werden. Gas ist über Detroit Edison (DTE) angemeldet, und wir haben inzwischen auch einen gebrauchten Herd ziemlich günstig geschossen. Der wird ebenfalls am 30. November angeschlossen. Man sieht: wir machen Fortschritte.
Das Witzige ist, dass mich in der Downriver-Gegend schon einige Leute zu kennen scheinen, obwohl wir ja noch nicht dort wohnen, und ich auch noch nicht in der neuen Gemeinde angefangen habe. Als wir gestern den Herd gekauft haben, und ich nach meinem Namen gefragt wurde, fragte die Verkäuferin: Bist du die neue Pastorin von Peace Lutheran Church?
Es stellte sich heraus, dass sie die Schwester unserer Musikdirektorin ist, und offensichtlich schon von mir gehört hatte.
Das war inzwischen das zweite Mal, dass mich eine völlig fremde Person ansprach.
Davor passierte es, als Hansen und ich die Gegend um die Kirche herum auf einem kleinen Spaziergang erkundeten. (Es kann sein, dass ich davon schon früher berichtet habe.) Ein Herr kam in seinem Auto angefahren, hielt neben mir an und fragte:
Bist du aus Deutschland?
Ja. (Komische Frage. Kann man einem die Nationalität ansehen?)
Bist du Pastorin?
Ja. (Der scheint mich zu kennen.)
Fängst du demnächst bei Peace Lutheran Church an?
Ja. (Aha, dahin führt das also.)

Es stellte sich heraus, dass seine Mutter (ein Mitglied der Gemeinde) uns kurz vorher an ihrem Haus hatte vorbeigehen sehen, und mich wiedererkannt hatte. Sie hatte ihren Sohn auf uns aufmerksam gemacht, und dieser, neugierig geworden, sah die Gelegenheit für ein kleines Schwätzchen.

Heute habe ich dann tatsächlich noch ein paar weitere Kartons gepackt bekommen. Die Wohnung sieht wirklich langsam nicht mehr schön aus, aber das ist eben so, wenn man umzieht.

Morgen gibt es dann eine Abschiedsfeier in Hartland für Hansen und mich. Die Abschiedsparty in South Lyon ist nächste Woche dran. In beiden Kirchenstandorten werden wir mit einem "Potluck" (zu Deutsch: Topfglück) verabschiedet. Das bedeutet: jeder bringt etwas zu essen mit: Vorspeisen, Salate, Fleisch- und Fischgerichte, Beilagen, Eintöpfe, Aufläufe, Nachspeisen, Kuchen und Kekse - es ist alles dabei. Potlucks gibt es hier ständig: zu allen Festen, Feiern, und Beerdigungen. Das ist typisch amerikanisch - christlich. Das Essen ist meistens sehr lecker und kommt in sehr großen Mengen. Da freuen wir uns natuerlich schon drauf. Ein paar zusätzliche Kalorien vor dem Umzug sind gar nicht schlecht. Außerdem ist es schön, meine "Schäfchen" alle nochmal zusammen zu haben, bevor wir gehen.

Donnerstag, 19. November 2009

Sonntag, 15. November 2009

Weiterpacken

Ich habe es heute immerhin geschafft zwei weitere Kartons zu packen.
Das mit dem Packen ist ja gar nicht so einfach. Am liebsten würde ich ja Zimmer für Zimmer, Schrank für Schrank und Regal für Regal ausräumen. Mit dem Bücherregal wird es da schon schwierig. Man kann ja bekanntermaßen nicht einen ganzen Umzugskarton mit Büchern vollknallen, da wird der Karton viel zu schwer. Es ist schon eine echte Herausforderung, die richtige Zusammenstellung von schweren und leichten Sachen zu bewerkstelligen und dabei auch noch den Platz im Karton richtig auszunutzen.
Ich hatte gehofft, mich vor dem Umzug von diversen Kleidungsstücken trennen zu können, musste dann aber feststellen, dass ich selbst durchlöcherte Socken als Polstermaterial für Zerbrechliches brauche. Da landen dann die Weingläser zusammen mit den Unterhosen in einem Karton. Ich mag da gar nicht ans Auspacken denken.

So sieht unser ehemals gemütliches Gästezimmer jetzt aus:

Außerdem wollten wir noch nicht zu viel einpacken, damit wir es an Thanksgiving wenigstens noch ein bisschen gemütlich haben. Hansen hat sich schon beschwert, dass keine Sofakissen mehr da sind, aber die brauchte ich, um Geschirr bruchsicher zu verpacken.
Ach, wenn wir doch nur schon in der neuen Wohnung wären.

Den Nachmittag haben wir allerdings sehr ruhig angehen lassen. Nach dem Gottesdienst und gemeinsamem Mittagessen mit Freunden stand nur noch Football auf dem Programm. Wir haben es uns auf der Couch gemütlich gemacht (ohne Sofakissen) und uns das Spiel der Detroit Lions gegen die Minnesota Vikings angesehen. Die Lions haben sich , mal wieder, nicht gerade mit Ruhm bekleckert und verloren. es sieht so aus als würde es eine ähnlich desaströse Saison werden wie die letzte. Mehr als ein Spiel haben sie bisher nicht gewonnen.

Danach habe ich dann besagte zwei Kartons gepackt, ein paar Schönheitsreparaturen an unseren Esszimmerstühlen vorgenommen, und jetzt knistert ein schönes Feuerchen im Kamin.

Weitergepackt wird erst morgen.

Mittwoch, 11. November 2009

Packen und mehr

Uff, jetzt bin ich aber ein bisschen geschafft. Habe gerade sechs Umzugskartons gepackt und noch ein paar Taschen und Koffer mit Campingausrüstung, Sommerkleidung und anderen Sachen, die erstmal im neuen Zuhause in den Keller sollen.

Wir haben gestern den Mietvertrag unterschrieben und werden am 1. Dezember in die linke Hälfte des Chestnut House einziehen. Es liegt nicht weit entfernt vom Detroit River, der zu Fuß gut zu erreichen ist. Am Fluss gibt es auch einen kleinen Park, in dem wir dann mit Jessie spazieren gehen können.

So sieht unser neues Zuhause aus:

Wir freuen uns schon darauf, oben im Erkerzimmer ein Lesezimmer einzurichten. Das wird bestimmt ganz gemütlich da oben.
Allerdings merken wir gerade, dass wir doch ziemlich wenige Möbel haben (hatten ja damals in Deutschland fast alles weggegeben), und dass wir noch so einiges brauchen: einen Schreibtisch und einen Schreibtischstuhl zum Beispiel. Ein Sessel für das Lesezimmer wäre auch nicht schlecht. Und eine hübsche Stehlampe fürs Wohnzimmer soll gerne noch her, und einen Herd brauchen wir auf jeden Fall. Und, und, und ...
Aber das kann alles nach und nach kommen, wenn wir einen besseren Überblick über unsere Finanzlage haben.
Die Waschmaschine und der Wäschetrockner, die dort im Keller stehen, werde ich hoffentlich noch ein Weilchen nutzen können. Dann müssen wir nicht gleich etwas neues anschaffen. Trockner und Waschmaschine sind allerdings ziemlich alt und ziemlich dreckig. Aber fürs erste wird es gehen, wenn ich sie erstmal sauber gemacht habe.
Hier sind die beiden Monster:

Einen Schönheitswettbewerb gewinnen die nicht, aber wenn sie sauber sind und funktionieren, dann ist das schon in Ordnung.

Gestern Abend haben Hansen und ich dann auf unser neues Zuhause angestoßen, und schon ein wenig Planung betrieben, wo welche Möbel hin sollen, und was noch zu besorgen ist. Wir haben das bei ruhiger Musik vor dem Kaminfeuer getan. Den Kamin müssen wir nochmal so richtig ausnutzen in den nächsten zweieinhalb Wochen, da wir im Chestnut House ja keinen haben.
Ich bin dann auch glatt vor dem Kamin eingeschlafen, und war etwas grummelig, als Hansen mich weckte, und dazu zu überreden versuchte, endlich ins Bett zu gehen.

Den Vormittag wollte ich heute eigentlich damit verbringen, in Ruhe an meiner Predigt zu schreiben, musste dann aber erst noch ein paar andere Sachen regeln und Telefonate führen, bis es endlich an die Predigt ging.
Hansen hat derweil nach einem bezahlbaren Umzugsunternehmen gesucht, und ich glaube, er hat auch etwas passendes gefunden. Ich hatte ja schon Bedenken, dass das, was mir die neue Gemeinde für den Umzug zahlt, nicht reichen würde, aber damit scheinen wir locker auszukommen.

Das Bankkonto bei unserer kleinen Bank hier in Hartland werden wir erstmal behalten. Es gibt in Wyandotte zwar keine Filiale aber vielleicht lässt sich alles mit Telefon und Internet regeln. Wir waren mit unserer Bank immer sehr zufrieden und wollen eigentlich nicht wechseln. Ausserdem muessen wir uns noch um genügend andere Dinge kümmern. Da sind wir für alles, was so bleiben kann, wie es ist, sehr dankbar.

So, jetzt werde ich noch ein bisschen fernsehen und dann ab unter die Dusche und ins Bett. Morgen ist schließlich wieder ein arbeitsreicher Tag, und es müssen weitere Kartons gepackt werden.

Sonntag, 8. November 2009

Gemeindewechsel

So, jetzt kann ich die Katze endlich aus dem Sack lassen: Für uns steht ein Gemeindewechsel an.

Da die finanzielle Situation in meiner jetzigen Gemeinde nicht gerade rosig aussieht, hatte ich im Julie beschlossen, meine Bewerbungsunterlagen an die ELCA rauszuschicken. Es kamen dann auch diverse Stellenangebote aus den ganzen USA angeflattert, aber ich habe mich entschieden, in Michigan zu bleiben. Letzten Sonntag hat dann Peace Lutheran Church in Southgate (einem Vorort von Detroit) beschlossen, mich als ihre neue Pastorin zu berufen, und ich habe angenommen.
Bis heute war natürlich alles streng vertraulich, deshalb mein langes Stillschweigen. Heute morgen nach dem Gottesdienst habe ich dann meine Gemeinde in South Lyon informiert, meine Kollegin hat es hier in Hartland kundgetan, und das Kündigungsschreiben an den Kirchenvorstand ist auch schon raus.

Seit Wochen mache ich eine emotionale Achterbahnfahrt durch. Einerseits fällt es mir sehr schwer, meine jetzige Gemeinde loszulassen, andererseits freue ich mich auf die neue Stelle. Einerseits, weiß ich mal wieder nicht, was die Zukunft bringen wird, andererseits ist es schön, etwas neues anzufangen. Wie gesagt: Achterbahnfahrt. Ich hoffe nur, dass ich jetzt, wo es offiziell ist, wieder besser schlafen kann. Ich bin ja leider so gestrickt, dass ich mir um alles immer viel zu viele Gedanken mache.

Hansen und ich haben die letzten zwei Wochen damit verbracht, eine Wohnung in Downriver (die Gegend am unteren Ende des Detroit Flusses) zu suchen. Wir hatten auch schon eine nette Mietwohnung gefunden, mussten dann aber feststellen, dass sich diese in einem Apartment - Komplex befindet, wo die Kriminalitaet ziemlich hoch ist. Also weiter suchen. Am letzten Donnerstag haben wir uns dann einige Häuser zur Miete angesehen, und schließlich das "Kastanienhaus" gefunden (engl.: Chestnut House, es steht in der Chestnut Street, daher der Name), von dem wir hoffentlich bald die eine Hälfte beziehen werden. Wenn uns niemand anderes zuvor kommt, werden wir in der kommenden Woche den Mietvertrag unterschreiben.

Die ersten Kisten habe ich auch schon gepackt, und bin jetzt fleißig dabei, noch vor dem Umzug Bettdecken, Kissen und einiges andere zu waschen. Die neue Wohnung hat keine Waschmaschine, und da ich nicht weiß wie lange es dauert, bis wir eine erschwingliche finden, wasche ich lieber jetzt alles.

Wenn alles nach Plan läuft, dann ziehen wir am 1. Dezember um. Da ich noch zwei Wochen Jahresurlaub übrig habe, werde ich aber erst am 15. Dezember in der neuen Gemeinde anfangen. So hat Familie Hansen dann hoffentlich genug Zeit, alles in Ruhe auszupacken, die Wohnung einzurichten und die Gegend zu erkunden (und eine eine günstige Waschmaschine zu finden; neuen Herd brauchen wir auch).

Eigentlich habe ich ja gar keine Lust schon wieder umzuziehen. Auf der anderen Seite ist es nett, etwas mehr Privatsphäre zu haben: keine Jugengruppen mehr in unserem Keller und keine Leute mehr, die ständig in unserem Wohnzimmer stehen, und den Kirchenschlüssel haben wollen. Ja, ich weiß: eigentlich habe ich keinen Grund, mich zu beschweren. In Deutschland ist es normal, dass Pastoren und Pastorinnen im Pastorat wohnen und ständig auf dem Präsentierteller sind . Aber hier in der amerikanischen Kirche wird eben mehr Wert auf Privatsphäre gelegt. Meine hiesigen Kollegen haben mich immer bemitleidet, weil wir direkt vor der Kirche wohnen.

Hansen und ich haben auch schon unsere paar letzten Kröten zusammengekratzt und uns endlich eigene Sitzmöbel gegönnt. Bisher hatten wir ja nur geliehene Einrichtungsgegenstände. Eigentlich hätten wir ja besser in besagte Waschmaschine investiert, aber es ist so schön, endlich ein eigenes schickes Sofa zu haben.

Das einzige, was ich im neuen Zuhause vermissen werde, wenn es denn mit dem Chestnut House klappt, ist der Kamin. Der hat uns hier im Pastorat an kalten Winterabenden gute Dienste geleistet (immerhin wird es hier im Winter um die -20 Grad Celsius kalt). Dafür müssen wir uns nicht von unserer Gartenschaukel trennen, da wir eine eigene Terrasse und ein Stückchen Rasen hinter dem Haus haben werden.

So, dann hoffe ich mal, dass alles mit dem Mietvertrag, dem Packen, dem Ummelden und dem Papierkram glatt geht. In den nächsten Wochen kommt noch viel Arbeit auf uns zu.

Samstag, 31. Oktober 2009

Happy Halloween!


Ob da heute wohl jemand vorbei kommt und nach Süßigkeiten fragt? Vorbereitet sind wir jedenfalls.

Ansonsten werden wir einen ruhigen Abend verbringen und und uns den Peanuts - Halloweenfilm ansehen.

Euch allen ein fröhliches Halloween!

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Positive Erfahrung auf dem Fianzamt

Hansen und ich haben heute die überraschende Erfahrung gemacht, dass ein Behördengang auch schnell, einfach und unbürokratisch ablaufen kann. Und das auch noch beim Finanzamt (hier: Internal Revenue Service, oder kurz IRS).

Ich brauche ja noch diverse Unterlagen für die Visumsverlängerung, unter anderem Einkommensnachweise und Belege, dass ich meine Steuererklärung gemacht und Steuern gezahlt habe. Und das alles für die letzten drei Jahre. Ich hatte natürlich schon Kopien dieser Belege an den Immigration Service geschickt, aber es müssen die Originale vom Finanzamt sein, die in einem versiegelten Umschlag zu stecken haben.
Ich hatte dann also vor ein paar Tagen das nächstgelegene Finanzamt per Internet ausfindig gemacht und angerufen, um zu erfragen, wie ich an die Belege komme. Leider gab es nur eine Tonbandaufzeichnung, die mir mitteilte, dass keine telefonische Beratung angeboten würde, und dass ich persönlich beim Finanzamt vorbeikommen müsste. Termine würden sie auch nicht vereinbaren. Ich hätte doch zumindest gerne gewusst, welche Unterlagen ich mitbringen muss: Sozialversicherungsnummer war klar, aber es könnte ja sein, dass sie noch mehr brauchen.
So ganz terminlos auf einer Behörde auftauchen mag ich auch nicht. Das heisst normalerweise: Nummer ziehen und warten, warten, warten, warten, ...

Heute morgen habe ich dann alles zusammengekramt, was mit Steuer zu tun hat inklusive Reisepass und Führerschein (man weiß ja nie) und dann ging es los. Leider waren Hansen und ich etwas spät dran, und ich hatte schon die Befürchtung, dass ich mein Seelsorgegespräch am Nachmittag verschieben muss.
Das Finanzamt in Flint ist das, was am nächsten an unserem Wohnort dran ist. Eigentlich fahre ich nicht so gerne nach Flint, schon gar nicht in die Innenstadt, weil das die Stadt mit der weltweit höchsten Kriminalitätsrate ist (oder auch mal der zweithöchsten, Flint wechselt sich immer mit Detroit ab). Wenn ich in diese Gegend muss, dann hoffe ich immer, dass niemand auf die Idee kommt, auf eine Pastorin im Kollarhemd zu schießen.
Das Finanzamt haben wir dann auch gleich gefunden. (Verfahren will man sich in Flint wirklich nicht! Wie gesagt: es gibt dort üble Gegenden.)
Ja, eine Nummer musste ich ziehen, aber wir haben nur eine knappe Minute warten müssen, bis wir dran waren. Die Dame am Schalter war auch ganz nett und hilfsbereit. Sie hat uns nur einen kleinen Schrecken eingejagt, als sie keine Einträge über mich finden konnte. Sie fragte: Sind Sie sicher, dass Sie Ihre Steuererklärung eingereicht haben? Kann es sein, dass Ihr Arbeitgeber Ihr Einkommen nicht ans uns übermittelt hat? Da bekam ich doch ganz kurz mal ein furchtbar flaues Gefühl im Magen. Es stellte sich dann aber heraus, dass das Computerprogramm nicht richtig funktionierte. Es fanden sich schließlich alle Daten an, wurden ausgedruckt, in einem Umschlag gesteckt, der dann versiegelt (mit Klebeband) und mir in die Hand gedrückt wurde. Das wars. Ich musste noch nichtmal Bearbeitungsgebühren bezahlen. Das war tatsächlich alles umsonst. Draußen vor dem Finanzamt sprach mich ein Herr an, der wissen wollte, ob ich denn da drinnen einigermassen höflich behandelt worden war. Als ich begeistert erzählte, wie hilfsbereit und nett die Dame am Schalter gewesen war, sah er mich nur völlig irritiert an. So etwas kennt man hier offensichtlich vom Finanzamt nicht. Für uns war es ja auch eine positive Überraschung.

Da alles so schnell ging, konnte ich tatsächlich auch noch meinen Seelsorgetermin einhalten.

So, und jetzt muss ich nur noch einen Umschlag finden, in den der Umschlag rein passt, und dann kann der Papierkram auf die Reise gehen.

Freitag, 23. Oktober 2009

for my english speaking friends: thoughts about fall

Colorful leaves
tumble in the wind.
Heavy
with raindrops
they sink
to the ground.

Creation,
circle of life,
becoming
and passing away,
and becoming again.

A time of darkness,
a time of silence,
a time of remembrance.

The time of expectation
is not far.

Expectation of the light
that again and again
irrupts into the world,
and makes our life colorful
as the leaves
that sink to the ground.

Herbstgedanken


Bunte Blätter
taumeln im Wind,
beschwert
von Regentropfen
sinken sie
zu Boden.

Schöpfung,
Kreislauf des Lebens,
werden und vergehen,
und wieder neu
werden.

Eine Zeit der Dunkelheit,
eine Zeit der Stille,
eine Zeit der Erinnerung.

Die Zeit
der Erwartung
ist nicht mehr fern.

Erwartung des Lichts,
das immer wieder neu
in die Welt bricht,
unser Leben bunt macht,
wie die Blätter,
die zu Boden sinken.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Reformationstag hin - Halloween her


Ich bewege mich gerade irgendwo zwischen Luthers 95 Thesen und Kürbis-Lichterketten.
Der 31. Oktober ist zwar noch über eine Woche hin, aber wir feiern hier am 25. Oktober schon den Reformationssonntag, weil eine Woche drauf Allerheiligen ist. Das heißt, ich muss diese Woche mit einer Reformationspredigt ran. Das stand bisher bei mir auch im Vordergrund, aber da die Predigt inzwischen fertig ist, habe ich Zeit, mir Gedanken über Halloween zu machen. Hier in Amerika ist das ja ein ganz großes Ereignis. Die letzten Jahre habe ich mich auch immer davon anstecken lassen, aber dieses Jahr hatte ich einfach keine Lust, meine Halloweendekoration rauszukramen. Mir musste erst mein kleiner Plüschgeist aus dem Schrank entgegen fallen, damit mir endlich etwas "halloweenig" zumute wurde.

Seitdem ich weiß, was dahinter steckt, kann ich auch besser mit den Skeletten und Grabsteinen um, die jetzt überall die Vorgärten schmücken. Nach alter (irischer) Tradition wurden früher Lehmtotenköpfe und die Knochen von geschlachteten Tieren zur Schau gestellt zur Erinnerung an die Verstorbenen. Heute und hier müssen es Plastikskelette und Styroporgrabsteine von Walmart tun. Was mich daran denken lässt, dass im letzten Jahr wieder ein paar geliebte Menschen aus diesem Leben in ein anderes getreten sind - in Deutschland wie auch in Amerika. Ich wünschte, ich hätte an der einen oder anderen Beerdigung in Deutschland teilnehmen können. Aus der Ferne Abschied nehmen zu müssen ist manchmal nicht leicht.
Auch wenn Hansen die kleinen Totenköpfe gruselig und morbide findet, die da jetzt so fröhlich vor unserem Fenster schaukeln, mich erinnern sie an Menschen, die mich ein Stück auf meinem Lebensweg begleitet haben.

Die letzte Stunde habe ich also damit verbracht, das Haus zu dekorieren und drinnen und draußen Geister, Hexen, Totenköpfe, Kürbisse, Vogelscheuchen und Grabsteine zu platzieren. Keine Bange lieber Leser, es ist alles noch moderat. Obwohl es hier in der Gegend schon richtig aufgemotzte Häuser gibt. Manche Leute geben sich viel Mühe, ihr sonst so biederes Vorstadthäuschen in ein wahres Gruselkabinett zu verwandeln. Und ich muss zugeben, dass das richtig nett anzusehen ist, wenn es gut gemacht ist.


Mal sehen, vielleicht gehe ich doch noch in den nächsten Tagen los und besorge einen Kürbis (nicht so ein Plastikding mit Lampe drin, sondern einen echten zum Aushöhlen).

Dienstag, 20. Oktober 2009

Ich habe Feuer gemacht!


Anfeuern: Nun haben wir auch wieder die nächste Kaminsaison eingeläutet. Alle Arbeit ist für heute erledigt, im Kamin prasselt das Feuer, und Hansen, Jessie und ich werden einen ruhigen Abend mit einem Glas Rotwein in gemütlicher Wärme verbringen. Das haben wir uns auch verdient.

Sonntag war ein ziemlich langer Tag; Über eine Stunde Fahrzeit zu der Gemeinde, in der ich als Gast predigen sollte, Gottesdienst, ein bisschen gemütliches Beisammensein nach dem Gottesdienst (es gab Zimtdonuts und Apfelsaft - jaja, der Herbst ist da), dann Mittagessen mit dem dortigen Kirchenvorstandsvorsitzenden, und wieder zurück nach Hause. Aber bis wir dort gegen 17:00 Uhr ankamen, stecken wir noch über eineinhalb Stunden im Stau fest.

Morgens um 8:00 Uhr hatte auch noch meine "Seelsorgefall" angerufen, weil er/ sie Rat brauchte. Ich hatte dummerweise, nicht gehört, dass mein Handy geklingelt hatte, und konnte erst zurückrufen als ich wieder zu Hause war. Aber es war alles nicht so schlimm, und hatte sich , auch ohne meine Zutun, in Wohlgefallen aufgelöst. Zumindest dieser Teil, nicht die ganze Angelegenheit.
Danach blieb dann auch nicht mehr viel Zeit, um noch ein paar Getränke für unseren Spieleabend zu besorgen. Eine Freundin kam vorbei und wir hatten viel Spass mit einer neuen Version der "Siedler von Catan".

Der Gottesdienst in South Lyon am Sonntag morgen fand mit ein paar Schwierigkeiten statt. Ich hatte ja eine Vertretung organisiert, aber besagte Vertretung steckte im Stau fest und kam erst an, als der Gottesdienst schon zur Hälfte rum war. Aber meine kleine Gemeinde ist ja nicht so schnell unterzukriegen. Die Band kam auch so zurecht ohne den eingeplanten Sänger, und die einzelnen Elemente des Gottesdienstes wurden unter allen, die da waren, aufgeteilt. Einer hat das Sündenbekenntnis übernommen, jemand anderes die Fürbitten, einer hat sich spontan dazu bereit erklärt, sich eine Predigt aus dem Ärmel zu schütteln, usw.. Ich bin richtig stolz auf meine Leute! Es ist gut zu wissen, dass sie im Notfall auch ohne Pastor klarkommen.

Gestern war für mich nur Faulenzen angesagt. Hansen war wenigstens noch mit unserem Vierbeiner draußen, aber ich hatte so gar keine Lust.

Heute war dann der Tag des Papierkrams. Nach der Dienstbesprechung war ich damit beschäftigt, meinen Jahresbericht für die Kirchengemeinde zu schreiben, den Monatsbericht für die USAweite Kirche über unsere Mission in South Lyon anzufertigen, und noch benötigte Unterlagen für die Visumsverlängerung zu aufzutreiben. Die wollen tatsächlich eine Liste ALLER Mitarbeiter der ELCA haben mit Namen, Berufsbezeichnungen und Jahreseinkommen. Das ist eine laaaaange Liste, aber darum kann sich das Kirchenamt kümmern. Ich habe noch nicht alles zusammen, aber es ist am Werden.

Wie gesagt: den ruhigen Abend am Kaminfeuer haben wir uns verdient.

Samstag, 17. Oktober 2009

GO BLUE!

Ich sitze etwas geschafft aber bester Laune mit einem deutschen Bier von Aldi vor meinem Laptop und lasse nochmal den Nachmittag Revue passieren. Der stand nämlich ganz im Zeichen der Wolverines.


Heute morgen haben Hansen und ich etwas länger schlafen können, da ich gestern ja schon alles Kirchentechnische erledigt hatte. Wir haben dann gefrühstückt, den Hund versorgt, und sind um 10 Uhr nach Ann Arbor zum Footballspiel aufgebrochen. Das Spiel sollte um 12 Uhr mittags anfangen, und da es in und um Ann Arbor immer tierisch voll wird, wenn die Wolverines spielen, ist ein zeitiger Aufbruch ratsam. Wir steckten dann auch ziemlich bald im Stau, was uns aber nicht weiter nervte, da wir ja genügend Zeit und uns sowieso auf Stau eingestellt hatten. Das ist leider nicht zu vermeiden, da ins Stadion 120.000 Menschen passen (106.000 waren heute da, also nicht ganz ausverkauft). Einen Parkplatz haben wir gar nicht so weit weg vom Stadion gefunden, allerdings mussten wir $20 dafür hinlegen. Der Parkplatz wurde von privater Hand zur Verfügung gestellt. Die Stadionparkplätze sind noch teurer: $30 für einen PKW. Aber das ist hier normal bei Footballspielen.

Hansen und ich haben uns im Stadion dann noch Hotdogs und Cola besorgt und haben es uns auf den harten (und kalten) Bänken gemütlich gemacht. Wir waren beide froh, unsere dicken Winterjacken, Schals, Mützen und Handschuhe mitgenommen zu haben: 48 Grad Fahrenheit (so ungefähr 8 Grad Celsius). Brrrrr.
Die Stimmung im Stadion war klasse. Die "Marching Band" und die Cheerleader haben uns vor dem Spiel und während der Auszeiten bei Laune gehalten. Die Wolverines haben uns dann auch gleich im ersten Viertel vier Touchdowns beschert, am Ende haben sie dann gegen die Hornets von der Delaware State University mit 63 zu 6 Punkten gewonnen. Das war ein Rekordergebnis. Die Hornets haben keinen einzigen Touchdown geschafft. 6 Punkte gibt es fuer den Touchdown, man hat dann dazu noch die Chance aufs Tor zu schiessen, was nochmal einen Punkt gibt, wenn man trifft. Die Hornets haben nur zwei Feldtore schiessen koennen (jeweils 3 Punkte).

Nach dem Spiel hat es dann doch ziemlich lange gedauert, bis wir wieder aus der Stadt heraus waren: Stau, Stau, Stau. Wir haben uns dann auch noch unnötigerweise verfahren, aber jetzt sind wir wieder zu Hause, und werden uns einen gemütlichen Abend machen.

So, und hier kommen noch ein paar Footballimpressionen:

Frau Pastorin als Footballfan:


Die Band der Hornets:

Und hier kommt die Marching Band der Wolverines:




Der Gegner:


Und hier sind "unsere Jungs:



Voller Einsatz:


Der Punktestand zum Ende des dritten Viertels:

Da muss doch nochmal nachgemessen werden:

Viel Unterhaltung zwischendurch:



Für mich gab es eine neue Mütze in der Halbzeitpause
(einen Schal auch, zum Draufzetzen, weil die Bänke so kalt waren):