Hansen und ich haben heute die überraschende Erfahrung gemacht, dass ein Behördengang auch schnell, einfach und unbürokratisch ablaufen kann. Und das auch noch beim Finanzamt (hier: Internal Revenue Service, oder kurz IRS).
Ich brauche ja noch diverse Unterlagen für die Visumsverlängerung, unter anderem Einkommensnachweise und Belege, dass ich meine Steuererklärung gemacht und Steuern gezahlt habe. Und das alles für die letzten drei Jahre. Ich hatte natürlich schon Kopien dieser Belege an den Immigration Service geschickt, aber es müssen die Originale vom Finanzamt sein, die in einem versiegelten Umschlag zu stecken haben.
Ich hatte dann also vor ein paar Tagen das nächstgelegene Finanzamt per Internet ausfindig gemacht und angerufen, um zu erfragen, wie ich an die Belege komme. Leider gab es nur eine Tonbandaufzeichnung, die mir mitteilte, dass keine telefonische Beratung angeboten würde, und dass ich persönlich beim Finanzamt vorbeikommen müsste. Termine würden sie auch nicht vereinbaren. Ich hätte doch zumindest gerne gewusst, welche Unterlagen ich mitbringen muss: Sozialversicherungsnummer war klar, aber es könnte ja sein, dass sie noch mehr brauchen.
So ganz terminlos auf einer Behörde auftauchen mag ich auch nicht. Das heisst normalerweise: Nummer ziehen und warten, warten, warten, warten, ...
Heute morgen habe ich dann alles zusammengekramt, was mit Steuer zu tun hat inklusive Reisepass und Führerschein (man weiß ja nie) und dann ging es los. Leider waren Hansen und ich etwas spät dran, und ich hatte schon die Befürchtung, dass ich mein Seelsorgegespräch am Nachmittag verschieben muss.
Das Finanzamt in Flint ist das, was am nächsten an unserem Wohnort dran ist. Eigentlich fahre ich nicht so gerne nach Flint, schon gar nicht in die Innenstadt, weil das die Stadt mit der weltweit höchsten Kriminalitätsrate ist (oder auch mal der zweithöchsten, Flint wechselt sich immer mit Detroit ab). Wenn ich in diese Gegend muss, dann hoffe ich immer, dass niemand auf die Idee kommt, auf eine Pastorin im Kollarhemd zu schießen.
Das Finanzamt haben wir dann auch gleich gefunden. (Verfahren will man sich in Flint wirklich nicht! Wie gesagt: es gibt dort üble Gegenden.)
Ja, eine Nummer musste ich ziehen, aber wir haben nur eine knappe Minute warten müssen, bis wir dran waren. Die Dame am Schalter war auch ganz nett und hilfsbereit. Sie hat uns nur einen kleinen Schrecken eingejagt, als sie keine Einträge über mich finden konnte. Sie fragte: Sind Sie sicher, dass Sie Ihre Steuererklärung eingereicht haben? Kann es sein, dass Ihr Arbeitgeber Ihr Einkommen nicht ans uns übermittelt hat? Da bekam ich doch ganz kurz mal ein furchtbar flaues Gefühl im Magen. Es stellte sich dann aber heraus, dass das Computerprogramm nicht richtig funktionierte. Es fanden sich schließlich alle Daten an, wurden ausgedruckt, in einem Umschlag gesteckt, der dann versiegelt (mit Klebeband) und mir in die Hand gedrückt wurde. Das wars. Ich musste noch nichtmal Bearbeitungsgebühren bezahlen. Das war tatsächlich alles umsonst. Draußen vor dem Finanzamt sprach mich ein Herr an, der wissen wollte, ob ich denn da drinnen einigermassen höflich behandelt worden war. Als ich begeistert erzählte, wie hilfsbereit und nett die Dame am Schalter gewesen war, sah er mich nur völlig irritiert an. So etwas kennt man hier offensichtlich vom Finanzamt nicht. Für uns war es ja auch eine positive Überraschung.
Da alles so schnell ging, konnte ich tatsächlich auch noch meinen Seelsorgetermin einhalten.
So, und jetzt muss ich nur noch einen Umschlag finden, in den der Umschlag rein passt, und dann kann der Papierkram auf die Reise gehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen