Sonntag, 8. November 2009

Gemeindewechsel

So, jetzt kann ich die Katze endlich aus dem Sack lassen: Für uns steht ein Gemeindewechsel an.

Da die finanzielle Situation in meiner jetzigen Gemeinde nicht gerade rosig aussieht, hatte ich im Julie beschlossen, meine Bewerbungsunterlagen an die ELCA rauszuschicken. Es kamen dann auch diverse Stellenangebote aus den ganzen USA angeflattert, aber ich habe mich entschieden, in Michigan zu bleiben. Letzten Sonntag hat dann Peace Lutheran Church in Southgate (einem Vorort von Detroit) beschlossen, mich als ihre neue Pastorin zu berufen, und ich habe angenommen.
Bis heute war natürlich alles streng vertraulich, deshalb mein langes Stillschweigen. Heute morgen nach dem Gottesdienst habe ich dann meine Gemeinde in South Lyon informiert, meine Kollegin hat es hier in Hartland kundgetan, und das Kündigungsschreiben an den Kirchenvorstand ist auch schon raus.

Seit Wochen mache ich eine emotionale Achterbahnfahrt durch. Einerseits fällt es mir sehr schwer, meine jetzige Gemeinde loszulassen, andererseits freue ich mich auf die neue Stelle. Einerseits, weiß ich mal wieder nicht, was die Zukunft bringen wird, andererseits ist es schön, etwas neues anzufangen. Wie gesagt: Achterbahnfahrt. Ich hoffe nur, dass ich jetzt, wo es offiziell ist, wieder besser schlafen kann. Ich bin ja leider so gestrickt, dass ich mir um alles immer viel zu viele Gedanken mache.

Hansen und ich haben die letzten zwei Wochen damit verbracht, eine Wohnung in Downriver (die Gegend am unteren Ende des Detroit Flusses) zu suchen. Wir hatten auch schon eine nette Mietwohnung gefunden, mussten dann aber feststellen, dass sich diese in einem Apartment - Komplex befindet, wo die Kriminalitaet ziemlich hoch ist. Also weiter suchen. Am letzten Donnerstag haben wir uns dann einige Häuser zur Miete angesehen, und schließlich das "Kastanienhaus" gefunden (engl.: Chestnut House, es steht in der Chestnut Street, daher der Name), von dem wir hoffentlich bald die eine Hälfte beziehen werden. Wenn uns niemand anderes zuvor kommt, werden wir in der kommenden Woche den Mietvertrag unterschreiben.

Die ersten Kisten habe ich auch schon gepackt, und bin jetzt fleißig dabei, noch vor dem Umzug Bettdecken, Kissen und einiges andere zu waschen. Die neue Wohnung hat keine Waschmaschine, und da ich nicht weiß wie lange es dauert, bis wir eine erschwingliche finden, wasche ich lieber jetzt alles.

Wenn alles nach Plan läuft, dann ziehen wir am 1. Dezember um. Da ich noch zwei Wochen Jahresurlaub übrig habe, werde ich aber erst am 15. Dezember in der neuen Gemeinde anfangen. So hat Familie Hansen dann hoffentlich genug Zeit, alles in Ruhe auszupacken, die Wohnung einzurichten und die Gegend zu erkunden (und eine eine günstige Waschmaschine zu finden; neuen Herd brauchen wir auch).

Eigentlich habe ich ja gar keine Lust schon wieder umzuziehen. Auf der anderen Seite ist es nett, etwas mehr Privatsphäre zu haben: keine Jugengruppen mehr in unserem Keller und keine Leute mehr, die ständig in unserem Wohnzimmer stehen, und den Kirchenschlüssel haben wollen. Ja, ich weiß: eigentlich habe ich keinen Grund, mich zu beschweren. In Deutschland ist es normal, dass Pastoren und Pastorinnen im Pastorat wohnen und ständig auf dem Präsentierteller sind . Aber hier in der amerikanischen Kirche wird eben mehr Wert auf Privatsphäre gelegt. Meine hiesigen Kollegen haben mich immer bemitleidet, weil wir direkt vor der Kirche wohnen.

Hansen und ich haben auch schon unsere paar letzten Kröten zusammengekratzt und uns endlich eigene Sitzmöbel gegönnt. Bisher hatten wir ja nur geliehene Einrichtungsgegenstände. Eigentlich hätten wir ja besser in besagte Waschmaschine investiert, aber es ist so schön, endlich ein eigenes schickes Sofa zu haben.

Das einzige, was ich im neuen Zuhause vermissen werde, wenn es denn mit dem Chestnut House klappt, ist der Kamin. Der hat uns hier im Pastorat an kalten Winterabenden gute Dienste geleistet (immerhin wird es hier im Winter um die -20 Grad Celsius kalt). Dafür müssen wir uns nicht von unserer Gartenschaukel trennen, da wir eine eigene Terrasse und ein Stückchen Rasen hinter dem Haus haben werden.

So, dann hoffe ich mal, dass alles mit dem Mietvertrag, dem Packen, dem Ummelden und dem Papierkram glatt geht. In den nächsten Wochen kommt noch viel Arbeit auf uns zu.

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