Samstag, 30. Januar 2010

Gedanken vor dem Schlafengehen

Kann man das glauben? Da haben wir uns doch tatsächlich heute von Aldi einen weiteren Heizlüfter geholt. Aber nicht irgendeinen Heizlüfter. Es ist so ein kitschiges Ding, das aussieht, wie ein kleiner Kamin, sogar mit falschem Feuer. Ich vermisse meinen Kamin doch mehr als ich dachte. Aber irgendwie müssen wir das alte Gemäuer ja warm kriegen, ohne gleich wieder eine unverschämt hohe Gasrechnung zu bekommen. Ich konnte kaum glauben, dass wir im letzten Monat für das Gas (Heizung, Wäschetrockner und Herd) fast $250 bezahlt haben. Strom war hingegen nur fast $40. In Deutschland würden wir nie auf die Idee kommen, die Wohnung mit elektrischen Lüftern zu heizen, weil das viel zu teuer wäre. Aber hier ist das genau anders herum. Wenigstens müssen wir jetzt nicht mehr die Heizlüfter rauf und runter schleppen. Zwei kleine stehen oben im ersten Stock und unten glänzt das Prachtstück von Möchtegernkamin.

Im Moment ist es mal wieder ziemlich kalt hier, da möchte man es doch wenigstens zu Hause warm haben. Ich mag auch kaum noch die Nase vor die Tür stecken. Gestern haben wir uns allerdings trotz Eiseskälte zu Fuss auf den Weg in die Kneipe gemacht. Auf dem Rückweg, kamen wir dann allerdings am Bahnübergang nicht weiter. Der Zug stand mitten auf dem Übergang und bewegte sich nicht. Ich hatte mich schon auf eine längere Wartezeit eingestellt, als ich den Zug sah. Die Züge sind hier ziemlich lang und da wartet man schonmal 15 bis 20 Minuten, bis so ein Ding durch ist. Aber dieser hier rührte sich nicht vom Fleck. So standen Hansen und ich da, und warteten, und warteten. Das Frustrierendste war, dass wir schon fast zu Hause waren. Von den Bahnschienen sind es nur noch drei Minuten Gehzeit bis zu unserer Wohnung, aber da war kein Durchkommen. Schließlich wurde uns gesagt, dass es einen Unfall gegeben hätte (der Zug hatte jemanden überfahren, der die Gleise überqueren wollte). Um nach Hause zu kommen hätten wir einen Umweg von mindestens einer dreiviertel Stunde machen müssen, aber ein junger Mann bot an, uns zu fahren. Ja, es gibt sie noch die barmherzigen Samariter!

Ein paar andere barmherzige Samariter habe ich kennengelernt, als Hansen und ich eine Missionsgemeinde in Lincoln Park besucht haben. Die Mission wurde von ehemaligen Mitgliedern meiner eigenen Gemeinde gegründet und versucht, den Arbeitslosen, Obdachlosen, Drogenabhängigen, Prostituierten und allen, die es sonst noch schwer haben, zu helfen. Und davon gibt es so einige. Ich möchte gerne, dass unsere Gemeinde diese Mission noch mehr unterstützt als sie es sowieso schon tut. Immerhin verweisen wir so einige Leute dorthin, die uns um Hilfe bitten. Nach einem Gespräch mit dem dortigen Pastor, war klar, dass es eine Menge gibt, mit dem wir aushelfen können: Kleiderspenden, Lebensmittelspenden, arbeiten in der Suppenküche und einiges mehr. Die Idee eines Gemeinschaftsprojektes kam auch auf: wir möchten gerne zusammen eine Klinik aufbauen, in der die Leute für ihre Behandlung nichts bezahlen müssen. Es gibt leider jeden Tag mehr Menschen hier, die sich Arztbehandlungen und Krankenversicherungsgebühren nicht leisten können. Es ist schon gut, dass wir als Kirche in der Lage sind, wenigstens ein bisschen zu helfen. Allerdings fühle ich mich bisweilen auch ziemlich hilflos, bei dem was ich hier so zu sehen kriege. Aber alles Schritt für Schritt: Changing one life at a time, wie wir hier immer sagen.
So, und den Rest meiner Gedanken nehme ich jetzt mit ins Bett.

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