Donnerstag, 18. März 2010

Alles grün

Die Füsse sind hochgelegt. Der Nacken schmerzt. Die Duftkerze duftet vor sich hin. Johann Strauss' "Rosen aus dem Süden" duften nicht, verbreiten dafür aber einen schönen Klang. Pastor Pami merkt gerade, dass sie eigentlich viel zu müde ist, um noch an ihrem Blog weiter zu schreiben. Aber da ich nunmal angefangen habe, muss ich jetzt auch weitermachen. Leichte Panikgedanken kommen auf wegen mangelnder Predigtidee. Das konnte diese Woche aber auch nichts werden. Ich hatte mich in Vorbereitungen für die anstehenden Gründonnerstags -, Karfreitags- und Ostersonntagsgottesdienste festgefahren. Heute Nachmittag wollte ich mir dann eigentlich die Zeit nehmen, um über Predigt und Gemeindebriefartikel nachzudenken, habe aber stattdessen eine noch sehr agile alte Dame von stattlichen 98 Jahren besucht und ihr das seit längerem fällige Abendmahl verpasst. Nach besagtem Besuch war immer noch nichts mit Predigt oder Gemeindebriefartikel. Ich habe der Versuchung nachgegeben, bei Aldi vorbei zu fahren, und ein paar Topfpflanzen zu erstehen. Da muss doch endlich mal ein bisschen Frühling auf die Terrasse!
Zu Hause angekommen, war weiterhin keine Motivation aufzubringen für irgendwelche Schreibarbeiten. Für die Blumen den richtigen Platz finden ist ja auch viel wichtiger. Und da es schon seit einigen Tagen schön sonnig ist, wurde auch gleich der Sonnenschirm aus dem Keller gekramt. Den habe ich erstaunlicherweise gleich gefunden. Die meisten anderen Sachen, die ich seit Mitte Dezember aus ihren Umzugskartons, Plastiktüten, Taschen oder Koffern befreien wollte, haben sich bisher erfolgreich vor mir versteckt. Leider konnte der Sonnenschirm nicht gleich aufgestellt werden, da wir keinen Fuß dafür haben. Also: schnell einen selber basteln. Da war ja noch der Kübel, der eigentlich einem Gartenschlauch ein Zuhause bieten sollte. Da wir aber auch keinen Gartenschlauch haben, wurde der Kübel zusammen mit ein paar Maurersteinen zu einem Sonnenschirmständer umfunktioniert. Was ich mache, wenn ich irgendwann stolze Besitzerin eines Gartenschlauchs bin, überlege ich mir. wenn es soweit ist. Vielleicht eine Gartenliege in einen Gartenschlauchhalter umwandeln - oder so. Und aus dem Vogelhäuschen lässt sich bestimmt eine Blumenampel basteln. Vogelhäuschen werden im Sommer ja sowieso nicht gebraucht. Zu doof eigentlich, dass es am Sonntag wieder schneien soll, wo ich doch gerade so garten-kreativ werde.

Und hier übernachten meine Blumen: in der Küche auf dem Herd. Draußen ist es ja nachts noch zu kalt, aber auf dem Herd haben sie es schön warm ;-)

Jedenfalls habe ich heute noch alles mögliche getan: Wäsche gewaschen, Hansen und mich bekocht, Müll von unseren Vormietern, der noch im Garten rumlag, entsorgt, Küche, Wohnzimmer und Esszimmer aufgeräumt, und, und, und. Keine Predigt. Kein Gemeindebriefartikel. Irgendwie war da heute der Wurm drin. Es fing schon damit an, dass ich heute morgen volle Kanne verschlafen hatte. Eigentlich sollte ich mich um 8 Uhr mit meinem Kirchenvorstandsvorsitzenden und dem Vorsteher des Ältestenrates zum Frühstück treffen. Zum Frühstück habe ich es noch geschafft, aber nicht um 8 Uhr. Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen hat der Wecker nicht geklingelt (wirklich!) und ich wurde erst um viertel vor acht wach. Sowas ist mir, glaube ich, seit 20 Jahren nicht mehr passiert. Später dann in der Kirche wollte ich mich gleich an die Predigtvorbereitung machen, habe aber stattdessen mit einem Kollegen anstehende Jazz-Vespern besprochen und bin im Kirchenkeller Kreuze suchen gegangen (werden für unsere beiden Taizé-Gottesdienste am Karfreitag gebraucht). Es sollte offensichtlich heute mit der Predigt nicht sein.

Und wie ich jetzt so am Schreiben bin fällt mir ein, dass die Überschrift dieses Blogeintrags "Alles grün" heißt. Das war es, was ich eigentlich von mir geben wollte: Die Vorliebe der Amerikaner, sich farblich den jeweiligen zu feiernden Ereignissen anzupassen. Gestern war nämlich nicht nur mittwöchentlicher Passionsgottesdienst-Tag sondern auch St. Patricks Day. Ich wurde von einer Kollegin informiert, dass sich am St. Patricks Day jeder Amerikaner seiner irischen Wurzeln besinnt, ob tatsächlich vorhanden oder nur erfunden ist dabei egal. Außerdem ist alles grün: zum Gottesdienst gestern hatten alle etwas grünes an, und wenn es auch nur grüne Kleeblätter auf den Socken waren. Ich hatte es natürlich völlig vermasselt mit blauer Jeans, schwarzem Kollarhemd (gibt es grüne Kollarhemden?) und hellblauer Jacke. Hansen stand auch nicht besser da: Kein einziges grünes Fleckchen an seiner Kleidung.
Die Kneipen verkauften zur Feier des Tages grünes Bier (Nein, ich hatte kein Bier! Bin immer noch ganz tapfer!), und Hansen und ich mussten neulich bei Freunden sogar grünes Apfelmus über uns ergehen lassen. Das Apfelmus schmeckte so wie Apfelmus schmecken soll - nämlich lecker, es sah nur irgendwie komisch aus. Heute morgen beim Frühstück im Diner hatte einer von uns dann Spiegeleier mit grünem Rand. Die Bedienung entschuldigte sich vielmals und meinte, das seien Reste der Speisefarbe, mit der sie gestern die Spiegel (!)-Eier grün gefärbt hätten. Nein: keine Eier, die noch in ihrer Schale stecken, so wie man zu Ostern hartgekochte Eier färbt, sondern es gab bei denen grüne Spiegeleier!!! Ich sag ja: alles grün!

2 Kommentare:

  1. Ja, so Tage gibt es, an denen man alles macht, nur nicht das, was am dringendsten ist.
    Aber ich bin mir sicher, die Predigt wird (wurde) sicher auch noch rechtzeitig fertig.

    Weiterhin gutes Durchhalten "ohne".

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  2. Ja, die Predigt wurde tatsächlich rechtzeitig fertig. Manchmal frage ich mich, wie ich das jede Woche wieder hinbekomme. Ich mag nur sowas ÜBERHAUPT NICHT auf den letzten Drücker erledigen.

    Die 7 Wochen "ohne" sind ja zum Glück bald vorbei. Ist auch gut so, denn langsam hapert es mit dem Durchhaltevermögen, weil Hansen mich immer in die Kneipe schleppen will:-)

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