Dienstag, 30. November 2010

Ein göttlicher Abend

Normalerweise kriege ich gar nicht sofort mit, wenn Gott mächtig am Werk ist. Heute Abend war das anders:

Wir hatten unsere erste Adventsveranstaltung in der Kirche: Advent bei Kerzenschein. Das hat schon lange Tradition in meiner Gemeinde.
Unser "Advent bei Kerzenschein" sieht so aus: Ein paar Frauen unseres Frauenkreises stellen sich für die Bewirtung eines Kaffeetisches zur Verfügung, was bedeutet, daß sie ihren Tisch festlich dekorieren und Kuchen und Plätzchen auffahren. (Viel Kuchen! Wie gut, daß ich aufs Abendbrot verzichtet hatte.) Außerdem wird auch immer noch ein kleines Theaterstück aufgeführt.


Als ich heute Abend zur Kirche kam, war auch schon alles vorbereitet. Wir haben die Veranstaltung mit einem gemeinsamen Adventsgebet eröffnet, und dann ging es in den Gottesdienstraum für das kleine Theaterstück.

Das Stück handelte von drei Frauen aus Bethlehem: die Frau des Torhüters, die Frau des Herbergswirtes und die Frau eines der Hirten. Sie alle hatten es versäumt, sich der werdenden Eltern Maria und Joseph anzunehmen. Sie alle hatten es versäumt, den Heiland willkommen zu heißen.


Üblicherweise wird bei diesem Adventskaffee um eine Spende für einen guten Zweck gebeten. Dieses Mal hatte unser Frauenkreis beschlossen, alles ganz anders zu machen. Anstatt unsere Geldbörsen zu plündern wurde das Geld an uns Gäste verteilt. Nein, nicht damit wir davon Weihnachtsgeschenke kaufen können. Jeder bekam einen Fünf-Dollar-Schein mit dem Auftrag, das Geld an jemanden zu verschenken, der oder die es nötig hat. Das alleine hatte mich schon umgehauen. Was für eine grandiose Idee! Aber es kommt noch besser.

Als wir bei Kaffe und Schokoladenkuchen am Tisch saßen, tauchte ein junger Mann auf. Ich dachte zunächst er sei da um jemanden abzuholen. Wie sich dann aber herausstellte, hatte sein Auto den Geist aufgegeben, das Auto war in der Werkstatt und niemand war erreichbar, der ihn hätte abholen können. Leider hatte er kein Geld mehr im Portemonnaie, und konnte somit auch nicht den Bus nehmen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu Fuß auf den Weg zu machen (er hätte auf diese Weise mehrere Stunden gebraucht, um nach Hause zu kommen). Er hatte mir erzählt, er sei schon über eine halbe Stunde im Regen unterwegs gewesen, hatte sich schließlich zu einem kleinen Gebet durchgerungen und dann gesehen, daß in unsere Kirche Licht brannte. Also faßte er sich ein Herz, und trat ein. Ich habe ihm natürlich gleich meine fünf Dollar in die Hand gedrückt und ihn an unseren Tisch gezerrt, wo wir ihn mit Kaffe, Punsch und Schokoladenkuchen versorgten. Aufgewärmt, mit vollem Magen und etwas Geld für die Busfahrkarte trat er schließlich die Heimreise an.


Ich weiß immer noch nicht so ganz, wie ich die Ereignisse dieses Abends wechseln soll.
Haben wir da etwa den Heiland in unserer Mitte willkommen geheißen?

2 Kommentare:

  1. Was für eine schöne Geschichte. Ich habe sie als Adventsgeschichte bei unserem "lebendigen Adventskalender" heute Abend vorgelesen. Kam sehr gut an.

    Gesegnete Advents- und Weihnachtszeit, Frau Kollegin!

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  2. Na, da hat sich das Blogschreiben doch wieder gelohnt. Freut mich, dass die Geschichte so gut ankam. Ich werde sie auch in meiner Predigt am Sonntag verwenden.

    Dir auch eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit :-)

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