Mittwoch, 29. September 2010

Auf den neuesten Stand

Da mein Hirn nach stundenlanger Gottesdienstvorbereitung für die nächsten drei Wochen nicht mehr vernünftig arbeitet, kann ich das Predigtschreiben für heute wohl vergessen.
Aber um meinen Blog wieder auf den neuesten Stand zu bringen, sollte meine Hirnkapazität noch ausreichen.

An meinem Geburtstag lief leider nicht alles wie geplant. Eigentlich wollte ich eine kleine Bootstour auf dem Detroit River unternehmen, mußte dann aber feststellen, daß die Boote ab dem 5. September nicht mehr fahren. Stattdessen habe ich dann Hundesitter gespielt und auf Jessies Freundin Carly aufgepasst. Immerhin hat es dann doch mit dem Ausflug zum Rennaissance Festival geklappt und ich konnte ein paar schöne Stunden mit Freunden bei Truthahnkeule, Bier und Dudelsack-Musik verbringen - im strömenden Regen.



Anschließend ging es dann kirchentechnisch in die Vollen: seit dem 12. September bietet Peace Lutheran Church wieder zwei Sonntagsgottesdienste an. Der Gottesdienst um 9 Uhr ist liturgisch - traditionell (alles nach dem guten alten Lutheran Book of Worship, das Abendmahl wird vor dem Altar knieend eingenommen und Frau Pastorin trägt sogar Albe, Stola und Kasel) und der um 10.30 Uhr ist modern - informell ( Powerpoint statt Gesangbuch, lockerer Gottesdienstablauf mit viel alter und neuer Musik, ab und zu auch mal ein Video zur Predigt. Ach ja: und Frau Pastorin trägt dazu Jeans und Cowboystiefel - wir sind ja hier schließlich in Amerika!). Leider sind zu diesem Thema noch keine Bilder vorhanden.
Ich hatte schon völlig vergessen, wie anstrengend zwei Gottesdienste am Sonntagmorgen sein können, besonders, wenn dazwischen nur eine halbe Stunde Pause ist. Kaum vorstellbar, daß ich vor drei Jahren in meiner alten Gemeinde drei Gottesdienste geschmissen habe und an meinem ersten Heiligabend hier in den Staaten sogar fünf!
Das "Aufrüsten" hat sich jedenfalls gelohnt: alle sind happy! Naja, fast alle. Meine Altar Gilde ist nicht so sehr begeistert. Die Altar Gilde übernimmt hier die Küsteraufgaben und ist unter anderem dafür verantwortlich sich um Abendmahlsgeschirr, Brot, Oblaten, Wein und Traubensaft zu kümmern. Jedenfalls gab es aus dieser Ecke Beschwerden, daß wir überhaupt zu zwei Sonntagsgottesdiensten übergegangen sind, daß in beiden Gottesdiensten Abendmahl gefeiert wird, und mit dem Traubensaft zusätzlich zum Wein können sie schon gar nicht. Und das, obwohl alles vom Kirchenvorstand abgesegnet war. Manche haben einfach ein Riesenproblem mit Veränderungen. Da fällt mir doch gerade wieder diese olle Kamelle von Witz ein, die nur im Englischen richtig gut kommt:
Frage - How many Lutherans does it take to change a light bulb?
Antwort - CHANGE???

Aber sosehr meine Schäfchen mir auch manchmal den letzten Nerv rauben, irgendwie sind sie doch alle liebenswert!

Die Woche drauf hätten wir dann fast unsere Orgel gekillt. Meine Organistin und ich waren allerdings gar nicht so betrübt darüber, daß die Orgel nicht mehr funktionierte, denn im Falle einer kostenträchtigen Reparatur oder Neuanschaffung hätten unsere notorischen Beschwerdeführer ein neues Thema gehabt, über das sie sich hätten echauffieren können - hihi.
Nachdem wir aber fachmännische Verstärkung in Gestalt unseres Kirchenvorstandsvorsitzenden und eines Kurators unserer Gemeinde angefordert hatten, stellte sich (nach exzessiver Untersuchung der Orgel und aller damit zusammenhängenden Aparaturen) heraus, daß nur eine Sicherung raus war. Zu dumm!



Letzen Sonntag war ich dann mal wieder zu einer Babydusche (baby shower) eingeladen. Hier in Amerika gibt es die erste Party für den Nachwuchs schon, wenn er oder sie noch nicht das Licht der Welt erblickt hat. Das hilft natürlich immens dabei, die junge Familie mit allem auszustatten, was so gebraucht wird: Kleidung, Kuscheltiere, Kinderbettchen, Sicherheitsgitter, Fläschchen und vieles mehr. Geladene Gäste bei so einer Babydusche sind normalerweise nur Angehörige des weiblichen Geschlechts. In diesem Fall war aber die Anweseheit des werdenden Großvaters erlaubt, der sich um das leibliche Wohl der Gäste kümmerte. Der Rest der Versammlung futterte und spielte Spiele rund ums Thema Baby. So mußten wir denn zum Beispiel herausfinden, wie man den Nachwuchs verschiedener Tiergattungen bezeichnet - alles auf Englisch versteht sich! Der Wortsalat war da auch nicht leichter. Aber: Ich habe alles gegeben (naja und meine Tischnachbarinnen haben mich netterweise abschreiben lassen)!


die stolze Oma:



So, jetzt bin ich meinem Bericht fast wieder in der Gegenwart angelangt. Es bleibt nur noch zu erwähnen, daß Jessie und ich uns an meinem freien Tag zu einem Spaziergang am Eriesee aufgerafft haben. Das heißt, ich mußte mich aufraffen, Jessie nicht so wirklich.


das mit dem "in - die - Kamera - gucken" üben wir aber noch:


Tja, und im Moment versinke ich in Arbeit, weil noch so viel zu tun ist, bevor ich in Urlaub gehe. Ja, liebe Leute, ihr habt richtig gelesen: Urlaub! Nach über einem Jahr kann ich endlich wieder Urlaub nehmen. Ich hatte mir den Urlaub bis jetzt aufgespart, weil ich gehofft hatte, entweder schon im Sommer, oder aber im Herbst nach Deutschland fliegen zu können. Da mein Visum aber IMMER NOCH NICHT verlängert ist, kann ich IMMER NOCH NICHT das Land verlassen.
In eineinhalb Wochen kommt Hansen aber dafür von Deutschland rübergeflogen und dann werden wir uns gemeinsam in Kalifornien den Pacific Coast Highway von San Francisco nach Los Angeles vornehmen, wenn alles klappt sogar in einem Cabriolet!

So sieht's da aus!