Dienstag, 29. September 2009

Pros und Kontras des American Way of Life

Ich werde immer wieder von Amerikanern wie Deutschen gefragt, was mir hier in Amerika gefällt und was nicht. Da ich gerade am Wäschewaschen bin, und mich mal wieder über diese doofe Waschmaschine ärgere, dachte ich, es wäre an der Zeit, ein paar dieser Dinge aufzulisten.

Da wir schon bei Waschmaschinen sind, fange ich erstmal mit dem an, was nicht so gut gefällt:
- Waschmaschinen, die nicht selbst heizen: Die meisten amerikanischen Waschmaschinen sind Toplader mit einem Quirl in der Trommel, der die schmutzige Wäsche bei ca. 40 Grad Celsius oder weniger durchrührt. Maximale Wassertemperatur richtet sich nach dem was aus der Leitung kommt.
- Amerikanisches Waschmittel schafft es irgendwie, aus Sonnencremerückständen in der Kleidung orangerote Flecken zu machen. (Wie froh bin ich doch über das gute Persil, das immer mal wieder in den Carepaketen aus Deutschland drin ist.)
- Krankenhaus- und Arztbesuche sind sehr, sehr teuer. Die medizinische Versorgung in Amerika ist zwar die beste weltweit, aber man muss es sich leisten können.
- Amerikanisches Bier kann nur in ganz wenigen Fällen mit dem deutschen Standard mithalten.
- Pizza und Nudelsoßen schmecken fast immer nach einem Anis ähnlichen Gewürz und daher alle gleich.
- Kuchen und Nachspeisen sind viel zu süß.
- Zu viele Leute lesen beim Autofahren ein Buch, weil ihnen sonst zu langweilig wird (kein Witz, habe ich schon mehrfach gesehen). Ich rede hier übrigens NICHT von Hörbüchern!
- Zu viele, zu große, zu viel Benzin verbrauchende Autos
- Mangel an Brötchen und gutem Brot
- Zu wenig Auswahl an Käsesorten (Es gibt meistens nur milden Cheddar, scharfen Cheddar und Swiss Cheese, das war's.) Wer auch mal Camembert oder Bergkäse haben will, muss lange suchen und dann richtig viel Geld hinlegen.
- Gesunde Ernährung ist hier teuer.
- Fast keine Gehwege oder Fahrradwege, kaum öffentliche Verkehrsmittel: Hier dreht sich alles um's Auto, was in der Detroiter Umgebung aber auch nicht so verwunderlich ist.
- Einkaufswagen mitten auf dem Parkplatz stehen lassen. Irgendjemand wird's schon wegräumen.
- Tornados (müssen dann immer in den Keller)
- Die laaangen Winter hier in Michigan. So viel Schnee im April macht einfach keinen Spaß mehr, besonders wenn schon Mitte Oktober die ersten Schneestürme herein wehen.

Aber nun zu dem, was mir gut gefällt:
- Amerikanische Wohnungen oder Häuser haben Waschmaschine, Wäschetrockner, Geschirrspühler und in die Wand eingebaute Kleiderschränke schon mit drin.
- "free refill": man bekommt fast überall antialkoholische Getränke für umsonst nachgefüllt, soviel man will. Deshalb kann ich mich auch jeden Donnerstag beim Frühstück mit meinen Kollegen für $1.50 mit Kaffee zuschütten.
- Die offene Art und Hilfsbereitschaft der Amerikaner: Als mein Mann eine Krebsoperation über sich ergehen lassen musste, wurden wir von Freunden und Gemeindemitglieder bekocht. Hier wechselt nicht jeder gleich die Straßenseite, nur um nicht angesprochen zu werden. Man grüßt sich, auch wenn es wildfremde Leute sind, wechselt ein paar Worte, und geht dann wieder seiner Wege.
- Die Menschen sind hier viel offener, was ihren Glauben betrifft.


- Amerikanische Camping- und Picknickkultur: Es gibt viele schöne Campingplätze und Parks mit Picknicktischen, Feuerstellen und Grills.
- Toiletten: gibt es fast überall, wo man sie braucht, und die Benutzung kostet nichts. Meine Erfahrung ist, dass sie zudem auch sehr sauber sind.
- Der Amerikaner an sich ist sehr tierlieb.
- Viele preisgünstige mexikanische Restaurants
- Mexikanische Bier
- Ich mag die Bauweise der Scheunen hier im Mittleren Westen
- Bücherpreise sind hier sehr viel niedriger, selbst Neuerscheinungen bekommt man schon reduziert.
- Thanksgiving mit viel Truthahn und Football: einer der wenigen Feiertage, an denen ich mal frei habe.
- Kirche erlebe ich hier als viel lebendiger.
- amerikansiches Frühstück ist zwar nicht so wirklich gesund, dafür aber seeeeehr lecker und preisgünstig.
- gegrillte Rippen und richtig gute, selbstgemachte Hamburger (nicht das Fastfoodzeug)
- American Football: wenn man erstmal die Regeln verstanden hat, dann ist es richtig klasse. Die Stimmung im Stadion ist schon etwas Besonderes.
- Baseball und Baskeball mag ich auch.

So, ich stelle gerade fest, dass ich hier noch Stunden sitzen und weiter schreiben könnte. Aber ein Spieleabend mit meinem Mann lockt, also höre ich jetzt auf.

Nix klappt ...

Keine Tiersegnung am Sonntag! Ich habe Stunden in der Gegend rumtelefoniert, um einen Ort zu finden, wo unsere Tiersegnung stattfinden kann, leider ohne Erfolg. Eigentlich sollte das Ganze auf dem Parkplatz eines Dairy Queen (Fastfoodkette) stattfinden, aber mir wurde von der Managerin gesagt, sie könne keine Erlaubnis dafür erteilen, weil das Sache des Grundstückbesitzters sei. Allerdings wusste sie weder die Telefonnummer noch die Adresse, unter der ich besagten Grundstückbesitzter erreichen kann. Die gute Frau kannte nicht einmal den Namen der Person, die das Grundstueck an ihre Dairy Queen Filiale verpachtet. Sowas!
Daraufhin habe ich es bei McDonalds versucht: ging auch daneben. Den Parkplatz vor der Ladenzeile, in der unsere Gemeinde untergebracht ist, können wir auch nicht nutzten, da unser Vermieter etwas dagegen hat. Er meint, er hätte dann nicht genug Parkplätze für seine Kunden. Mein Argument, dass unsere Veranstaltung ihm ja noch mehr potentielle Kunden bescheren würde (und es ja auch an der Straße genug Parkmöglichkeiten gäbe), leuchtete ihm nicht ein. Der Versuch mit der Zahnarztpraxis schlug auch fehl. Tja, manchmal ist es doch gut ein EIGENES Kirchengebäude mit EIGENEM Parkplatz zu haben. Da ich nicht die Zeit habe, für den Rest der Woche auf Örtlichkeitensuche zu gehen, und sich sonst keiner drum kümmert, fällt unsere Tiersegnung eben aus. So!

Morgen steht der Besuch des Bischofs aus Tansania in unserer Gemeinde an. Natürlich hat mal wieder fast niemand Zeit, dabei zu sein. Aber ich kann ja kaum die Leute fesseln, knebeln und mit Gewalt in die Kirche schleifen. Ich will allerdings nicht den paar guten Geistern Unrecht tun, die trotzdem dabei sind und auch noch für unser leibliches Wohl sorgen. And dieser Stelle sei Euer Einsatz herzlichst gewürdigt!

Dann habe ich heute vom Kirchenamt erfahren, dass der Verlängerungsantrag für unser Visum immer noch nicht bewilligt ist. Es werden noch mehr Unterlagen gebraucht. Ich hoffe nur, dass sich das nicht mehr zu lange hinzieht. Mein Mann und ich haben zwar Aufenthaltsrecht, solange der Antrag bearbeitet wird, können aber das Land nicht verlassen, weil wir sonst nicht wieder reingelassen werden. Das ist kein gutes Gefühl, wenn man bedenkt, dass ja immer etwas mit Familie oder Freunden am anderen Ende des großen Teichs sein kann. Wenn den Lieben in "good old Germany" etwas passiert, könnten wir nicht rüberkommen.

Jaja, trübe Gedanken an einem wieder mal trüben Tag.

Montag, 28. September 2009

Herbststürme und "ungeplanter Systemstillstand"


Ein grauer Septembertag.

Der erste Herbststurm ist von Westen zu uns herüber gezogen. Es ist ziemlich windig, aber wenigstens regnet es nicht mehr. Mein Mann ist mit dem Hund draußen. Ich konnte leider nicht mit, da ich mich gerade von einer fiesen Bronchitis (oder von einem grippalen Infekt - ich weiß nicht so genau, was es ist) erhole.

Am Donnerstagabend hatte ich schon so ein Kratzen im Hals. Am Freitag habe ich morgens gerade noch die Bibelarbeit überstanden , und habe mich dann gleich ins Bett verzogen, weil es mir so schlecht ging. Die Amtseinführung unseres Bischofs am Samstag fiel leider für mich aus. Dabei wollte ich doch so gerne dabei sein. Aber den dreistündigen Gottesdienst hätte ich in meinem Zustand kaum durchgehalten.

Am Sonntag habe ich mich durch den Gottesdienst gequält, und dann ging es wieder ins Bett. Am Gemeindejahrmarkt am Sonntagnachmittag habe ich auch nicht teilgenommen. Ich hatte ohnehin keine Gelegenheit alles dafür vorzubereiten, weil ich so krank war. Da ich wie so oft alles alleine in die Hand nehmen musste, war auch niemand da, der hätte einspringen können. Inzwischen geht es mir schon wieder besser. Das Fieber ist gesunken, ich habe nur noch erhöhte Temperatur, aber ganz auf den Beinen bin ich noch nicht. Wenigstens ist heute mein freier Tag, und ich kann mich noch erholen, bevor es morgen wieder in die Vollen geht. Allerdings wird mir langsam etwas langweilig, was ja auch kein Wunder ist, wenn man den ganzen Tag zu Hause festsitzt.

Letzte Nacht habe ich endlich mal wieder durchgeschlafen, trotz des heraufziehenden Sturms. Fuer einige Teile Michigans gab es sogar Tornadowarnungen, aber wir blieben zum Glück verschont. Ich hatte schon befürchtet, dass mein Mann mich nachts aus dem Bett holen und in den Keller scheuchen würde. Das blieb aber zum Glück aus. Wir hatten dieses Jahr ohnehin recht wenig mit Tornados zu tun. Es gab nur zwei Warnungen für unser Gebiet hier. Letzte Nacht blieb es aber bei heftigen Gewittern, die ich noch nicht einmal mitbekommen habe. Mein Mann schon, da Jessie ihn wach gemacht hatte. Sie hat immer furchtbare Angst bei Gewitter und darf dann bei uns im Schlafzimmer übernachten, wo sie dann ihren Kopf unters Bett steckt, und sich offensichtlich sicherer fühlt, als woanders im Haus.

Tja, und jetzt sitze ich hier und weiß nicht so richtig etwas mit mir anzufangen. Um etwas Sinnvolles zu tun, geht es mir noch nicht wieder gut genug (ich habe Kopfschmerzen von der ständigen Husterei und fühle mich noch ziemlich schlapp), schlafen kann ich gerade nicht, und fernsehen mag ich auch nicht mehr, nachdem ich schon einen "Criminal Minds" Marathon hinter mir habe.

Ich glaube, ich werde mir einen Tee kochen, und noch eine Weile zusehen, wie draußen der Wind durch die Blätter des Ahornbaumes fegt. Und auch wenn Mann und Hund noch unterwegs sind, so kann mir wenigstens unser kleiner Pelle Gesellschaft leisten.
Pelle ist unser "Co-Pilot, Psychiater, Klabautermann, Body-Guard und Kopfkissen", um mit Reinhard Meys Worten zu sprechen, und er ist vermutlich als einziger in der Lage, einen so trüben Tag nicht ganz so trübe aussehen zu lassen.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich Tage wie heute eigentlich gar nicht so schlecht finde. Geben sie einem doch eine willkommene Entschuldigung, sich nicht irgendwelchen Aktivitäten auszusetzen, die unserer Gesellschaft im Überfluss angeboten werden, sondern mal mit dem Hintern zu Hause zu bleiben und nichts zu tun. Die Amerikaner nennen das treffenderweise "downtime". "Wikipedia" beschreibt "downtime" folgendermaßen: "Downtime (engl. Stillstandszeit, Ausfallzeit, Abstellzeit) ist die gebräuchliche Bezeichnung der Zeit, in der ein System (insb. ein Computersystem) nicht verfügbar bzw. nicht funktionstüchtig ist. Man unterscheidet zwischen geplanter und ungeplanter Downtime."
Ich liebe "downtime", wenn sie denn geplant ist, und ich meine"Systeme" absichtlich herunterfahre. Ab und zu kann das sehr entspannend sein. Krankheit fällt allerdings eher unter die Kategorie ungeplante "downtime", was vermutlich der Grund ist, warum ich meinen Systemstillstand im Moment nicht allzusehr genießen kann. Aber ich werde versuchen, das Beste daraus zu machen.

Donnerstag, 24. September 2009

Knoten entwirrt

Die Knoten in meinem Hirn haben sich aufgelöst. Zumindest bis auf weiteres. Ich habe zwar immer noch eine Menge Arbeit vor mir, aber inzwischen ist etwas mehr Struktur in der ganzen Sache (und in meinem Kopf auch).

Wie man sieht, habe ich endlich einen Weg gefunden, meine heiß geliebten Umlaute wieder richtig zu schreiben. Der Versuch, die Tastaturbelegung zu ändern, hat natürlich nicht geklappt. Aber ich habe es hin bekommen, meinen Webbrowser auf Deutsch umzustellen, und kann jetzt die Rechtschreibfunktion benutzten. Ist etwas umständlich, aber viel besser als vorher. Und: Ich habe auch nicht den ganzen Tag dazu gebraucht sondern nur ein knappe Stunde.

Ich lege gerade eine Pause ein, um mich vom Abarbeiten meiner langen Liste zu erholen. Man lese und staune: Predigt, Kinderpredigt und Fürbittengebete sind fertig, Gottesdienstablauf für die Weihe unseres Gottesdienstraumes zumindest schon rausgesucht, Material für die Bibelarbeit ist bestellt und fotokopiert, Bilder für das Gemeindejahrmarkt Plakat sind ausgedruckt, und eine neue Kopie des Mietvertrags wird dem Vermieter zugeschickt. Wobei die Schuld mit dem Mietvertrag nicht bei unserem Kirchenvorstand lag. Zwei unterschriebene Kopien waren dem Vermieter zugeschickt worden, und eine hatte er wieder zurückgeschickt. Da werde ich morgen doch gleich mal bei ihm vorbei schauen und etwas Dampf machen. Zur Sicherheit schickt ihm meine Sekretärin aber noch eine weitere (die dritte!) Kopie zu.

Heute morgen hatte ich ein sehr nettes Frühstück mit zwei meiner Kollegen und meinem Mann in einem typisch amerikanischen "Diner". Es gab Spiegeleier, Bratkartoffeln mit Paprika, Zwiebeln und Pilzen, und Würstchen. Jaja, ich weiss, nicht das was die normale Deutsche sonst so zum Frühstück hat. Wenigstens habe ich überhaupt gefrühstückt. Und das Mittagessen konnten wir uns auch sparen, weil eine solche Mahlzeit ziemlich lange vorhält.

Zwischendurch erhielt ich eine sehr interessante Nachricht, die sehr wahrscheinlich Einfluss auf unsere nähere Zukunft haben wird, und auf die ich jetzt und hier noch nicht weiter eingehen kann (darf).

Nach dem Frühstück ging es dann erst mal zu ALDI einkaufen. Ja, richtig gelesen: ALDI
Das gibt es hier nämlich auch, meistens mit günstigen amerikanischen Produkten, aber heute hatten sie zum Beispiel auch deutsche Schweineschnitzel im Angebot. Die wöchentlichen Sonderangebote sind auch etwas anders: zum Beispiel wird es nächste Woche so einiges geben, was man zum Jagen braucht. Tarnkleidung und Tarnzelt habe ich bei ALDI in Deutschland noch nicht gesehen. Aber wir sind ja hier auch in Michigan, da ist das etwas gaaaanz anderes.

Als der Einkauf erledigt war, habe ich mich noch kurz mit meiner Kollegin zusammengesetzt, um die neuesten Entwicklungen zu besprechen. Mein Mann hat sich derweil den Hund geschnappt und ist mit ihr im State Recreation Area spazieren gegangen. Den Nachmittag ueber habe ich dann alles das erledigt, was weiter oben im Blog schon aufgelistet ist, gespickt mit den obligatorischen Telefonaten und E-mails.

So, und nun ist ein guter Zeitpunkt, mit meinem Mann die Flasche Champagner zu köpfen , die ich zum Geburtstag von meiner Kollegin bekommen habe. (Ich weiß, was Du jetzt denkst, lieber Leser, aber nein, ich bin NICHT schwanger!)

Mittwoch, 23. September 2009

Mein Tag heute

Ich habe Knoten im Hirn!

Und es hilft mir dabei auch nicht, dass mein Hund hier neben mir sitzt und rumquakt, und ich zudem auch noch von Moskitos ueberfallen werde. Ich sitzte gerade draussen auf der Terrasse (nein, kein "wireless" Internet, sondern nur ein langes, langes Kabel), weil ich es in meinem Arbeitszimmer einfach nicht mehr ausgehalten habe.

Ich hatte gehofft, dass mir das Blogschreiben beim Ordnen meiner Gedanken helfen wuerde, aber irgendwie scheint das nicht zu funktionieren.
Ich musste schon mit dem Predigtentwurf aufhoeren, weil einfach nichts mehr ging. Die Knoten in meinem Hirn haben vermutlich mit dem immer noch schwuelen Wetter und dem Riesenberg Arbeit zu tun, durch den ich mich gerade durchwuehle. Normalerweise hilft es mir, wenn ich Listen darueber anfertige, was noch zu erledigen ist, und ich meinem Arbeitspensum Struktur verleihe. In diesem Fall hat mich das Ausmass meiner Liste aber nur in Panik versetzt.

Ich muss noch:
die Predigt zuende schreiben,
mir eine Kinderpredigt ausdenken
Fuerbittengebete schreiben,
die Powerpoint Praesentation fuer den Gottesdienst zusammenbasteln,
die Bibelarbeit am Freitag vorbereiten,
dafuer sorgen, dass der neue Mietvertrag fuer unseren Gemeindestandort in South Lyon endlich vom Kirchenvorstandsvorsitztenden unterschrieben wird (was vor sechs Monaten schon haette passieren sollen, grrrrr),
am Fundraisingprojekt weiterarbeiten,
eine Tiersegnung vorbereiten,
die Weihe unseres Gottesdienstraumes in South Lyon vorbereiten,
eine anstehende Taufe besprechen,
den Besuch eines afrikanischen Bischofs in unserer Gemeinde organisieren,
dafuer sorgen, dass wir bei einem Pastorentreffen etwas zu essen haben,
eine Schautafel unseres Gemeindestandortes zusammenstellen und Spiele organisieren fuer den Gemeindejahrmarkt,
eine Fuehrungsteamsitzung vorbereiten,
an der Amtseinfuehrung unseres neuen Bischofs teilnehmen,
ein verschollenes Gemeindemitglied aufspuehren, das ziemliche Probleme hat (und hier meine ich mit "verschollen" nicht "ausgetreten" sondern vermisst),
versuchen, fuer jemanden einen Platz in einem Pflegeheim zu finden,
mich ums naechste Arbeitslosenfruehstueck zu kuemmern,
dafuer sorgen, dass die kaputte Lampe, das kaputte Deckenpaneel und der nicht funktionierende Wasserhahn repariert werden,
... (und mehr faellt mir jetzt gerade nicht ein).

Tja, Pastorenalltag eben.

Und wenn Du schlau bist, lieber Leser, dann verfolgst Du weiterhin aufmerksam meinen Blog, um herauszufinden, ob ich denn auch tatsaechlich meine lange Liste abarbeite. (Habe ich mir da etwa gerade selbst ein Ei gelegt?)

Dabei dachte ich heute morgen noch, ich haette alles im Griff. Der Plan war, nach South Lyon zu fahren, alles fuer's woechentliche Arbeitslosenfruehstueck vorzubereiten, am Fruehstueck teilzunehmen, aufzuraeumen, mich mit meinen Kolleginnen diverser christlicher Kirchen in South Lyon zum Mittagessen zu treffen, nach Hause zu fahren, meinen Mittagsschlaf zu machen, und den Rest des Tages an meiner Predigt zu arbeiten.
Denkste Puppe!
Wie meine Mutter immer zu sagen pflegt: "Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt." (Ja, Mama, den Spruch habe ich mir tatsaechlich gemerkt!)

Das Fruehstueck dauerte laenger als gedacht. Wir wollen das Ganze von einem lockeren Treffen zu einem richtigen Unterstuetzungsnetzwerk ausdehnen. Dafuer muss natuerlich so einiges geplant und organisiert werden. Wir haben uns mit einigen anderen Kirchen zusammengetan und richten ein woechentliches Fruehstueck fuer die Arbeitslosen in der Gegend aus, die sich dann ueber Erfahrungen austauschen, sich gegenseitig ihre Lebenslaefe durchsehen und Tips geben koennen. Das ist unsere Antwort als Kirche(n) auf die ganzen Entlassungen hier in Michigan. Es ist schoen, zu sehen, dass sich verschiedene Konfessionen, die sich eigentlich gar nicht gruen sind, dann doch zusammenraufen koennen. Inzwischen haben wir sogar schon Fachleute an Bord, die mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Jedenfalls hatten wir eine Menge zu bereden.
Daraufhin habe ich dann auch glatt das Mittagessen mit meinen Kolleginnnen vergessen.
Ich bin stattdessen gleich zurueck nach Hartland gefahren, weil ich mit meiner Kollegin dort noch etwas zu besprechen hatte.

Mittagessen fiel aus (mein Mann hatte schon gegessen und ich hatte zu viele Bagels und Donuts im Bauch), und eigentlich wollte ich mich dann ja an die Predigt machen. Ich bin da etwas anders als viele meiner Kollegen und Kolleginnen, die erst am Samstag ihre Predigt schreiben. Ich arbeite lieber die ganze Woche ueber daran, immer mal ein bisschen. Ich hatte mir dann aber ueberlegt, dass es vielleicht besser sei, erstmal die faelligen Telefonate zu erledigen und mich um meine "Emils" zu kuemmern, damit ich den Kopf fuer's Theologische frei habe. Das haette ich besser gelassen, da mich Internet und Telefon fuer einige Zeit beschaeftigt haben. Als ich dann endlich Zeit fuer ein paar Predigtgedanken hatte, waren meine Gehirnwindungen schon verknotet. Ich habe nochmal alles gegeben, und versucht, mich zumindest durch die Kommentare zum Predigttext zu abreiten, musste dann aber doch entnervt aufgeben.

Naja, morgen ist auch noch ein Tag.

So, jetzt wird es langsam dunkel hier draussen, die Zikaden laeuten den Abend ein, und die Moskitos plagen mich immer noch. Das ist fuer mich das Signal, den Laptop auszuschalten, reinzugehen, und einen netten restlichen Abend mit meinem Mann zu verbringen.

Mein Tag gestern

Mal wieder bin ich abends nicht dazu gekommen, die Ereignisse des Tages aufzuschreiben. Deshalb also der Nachtrag.

Der Tag fing mit Kafffe nach dem Aufstehen an. Ein ausgiebigeres Fruehstueck fiel leider aus (wie das so oft der Fall ist). Jaja, ich weiss ja, dass das Fruehstueck die wichtigste Mahlzeit des Tages ist. Aber ich muss gestehen, dass ich es vorziehe, dafuer morgens eine halbe Stunde laenger im Bett zu bleiben.

Als erstes hatte ich wie jede Woche eine Besprechung mit meiner Kollegin, die fuer unseren Kirchenstandort in Hartland zustaendig ist. Zur Erklaerung: Hier in Amerika nennt sich das Ganze "multi site church", sozusagen eine Kirchengemeinde mit mehreren Filialen. In unserem Fall sind es zwei "Filialen", eine in Hartlan / Michigan und die andere in South Lyon / Michigan.

Anschliessend war woechentliche Dienstbesprechung mit unseren Angestellten (Sekretaerin, Leiterin fuer Jugendarbeit, Leiterin unserer Vorschule und Leiterin fuer Laienmitarbeit). Das ganze dauerte ueber zwei Stunden. Das ist hier offensichtlich auch nicht anders als ich es aus Deutschland kenne: Besprechungen und Sitzungen dauern immer sehr lange.

Dann Mittagessen, ein kleines Schlaefchen und wieder an die Bibel, ans Telefon und an den Computer: Lesungstexte und Predigttext fuer kommenden Sonntag raussuchen, E-mails durchsehen und beantworten, Internetrecherche fuer die Predigt betreiben, die "facebook" und "twitter" Seiten unserer Gemeinde auf den neuesten Stand bringen, und einiges mehr. Zwischendurch so drei bis hundert Telefonate, um diverse Sachen zu besprechen und abzuklaeren.

Abends sind wir dann nach Detroit gefahren, um mit einem deutschen Freund, der im Sommer mit seiner Frau nach Kalifornien umgezogen war, in die Kneipe zu gehen. Er war dienstlich in Detroit, und dachte, es waere eine gute Idee, dass wir uns treffen, wenn uns mal nur eine Stunde Autofahrt und nicht vier Stunden Flugzeit trennen. (Wir vermissen die beiden schon sehr!)

Die Kneipe in Flughafennaehe war klasse: Bier zum Spottpreis und riesengrosse Sandwiches.
Dies ist das Prachtstueck von einem Barbecue (BBQ) Pulled Pork Sandwich. Wie war das noch gleich mit gesunder Ernaehrung ...?

Wir hatten uns natuerlich so einiges zu erzaehlen, und als wir endlich wieder zu Hause waren, war es dann leider zu spaet, um noch etwas fuer den Blog zu schreiben.

Meine Kollegin hat mir uebrigens erzaehlt, dass ich irgendwie meine Tastaturbelgegung auf dem Laptop aendern kann, um wieder die guten deutschen Umlaute schreiben zu koennen. Natuerlich habe ich gerade so ueberhaupt gar keine Zeit, mich damit auseinanderzusetzen. Wie ich mich kenne, brauche ich mindestens einen vollen Tag, um herauszufinden wie das geht. Und den habe ich nicht - jedenfalls nicht dafuer. Ich bitte also um noch ein wenig Durchhaltevermoegen was die OEs, AEs, und UEs betrifft.

Montag, 21. September 2009

Ein schoener freier Tag

Heute ist Montag - Pastorensonntag also.

Nachdem es gestern abend doch ziemlich spaet wurde, haben wir heute morgen gruendlich ausgeschlafen. Ich bin dann noch etwas im Bett geblieben und habe gelesen. Gegen Mittag (ich sagte ja: GRUENDLICH ausgeschlafen) sind wir dann endlich aufgestanden, haben ein spaetes Fruehstueck genossen.

Dann ging es mit Jessie (unserem Hund) ab in den State Recreation Area, wo wir eine gute Stunde spazieren gegangen sind. Das Wetter war leider nicht mehr so schoen wie vor zwei Tagen noch. Es war zwar noch T-Shirt Wetter, aber ziemlich drueckend. Wenigstens ist es trocken geblieben. Jessie hatte ihren Spass und hat es doch tatsaechlich hin und wieder geschafft, an der LOCKEREN Leine zu gehen. Sonst zieht sie immer wie bloed, weil sie den Eichhoernchen und Streifenhoernchen hinterher will.


Wir sind auf meinem Lieblingsweg entlanggenagen, der ueber Bohlenwege durch Wald und Schilf fuehrt. Solche Spaziergaenge sollte ich wirklich wieder oeffter machen. Tut nicht nur meinem Hund gut, sondern auch mir!



Nach dem Spaziergang haben wir beschlossen, noch bei BigBoy Kuchen zu holen. Das ist auch etwas, was der Amerikaner an sich nicht tut: Sich zu Hause oder in einem Café Kaffee und Kuchen zu goennen. Fuer sie ist das alles immer Nachtisch, und Kuchen gibt es fast immer direkt nach dem Dinner.

Auf dem Nachhauseweg konnte ich es mir nicht verkneifen, doch noch jemanden aus der Gemeinde zurueckzurufen, der mir eine Nachricht auf die Mailbox meines Handys gesprochen hatte. Ich wollte das vom Tisch haben, und mich nicht morgen damit beschaeftigen muessen. Eigentlich bin ich da sonst strikter, was meinen freien Tag betrifft, und rufe nur zurueck, wenn es sich um einen Notfall handelt. Ich haette mir den Rueckruf uebrigens schenken koennen, da das Problem leider nicht so einfach zu loesen ist, und ich mich morgen nochmal intensivst damit beschaeftigen muss.

Zu Hause haben wir es uns mit dem Kuchen und einer Kanne Tee auf dem Sofa gemuetlich gemacht und noch einen Film geguckt.

Tja, und dann habe ich beschlossen, dass es an der Zeit ist, bis zum Abendessen meinen Blog wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Eigentlich wollte ich fuer gestern und heute nur ein paar kurze Notizen schreiben. Es ist schon erstaunlich, wie viel einem dann aber doch noch einfaellt. Mein Mann war auch nicht so begeistert, dass ich ihn mit dem Abendessen warten liess, weil ich undbedingt noch den Blog-Nachtrag vom Sonntag fertig machen wollte. Immerhin hatte er Lammbraten mit Rotweinsosse und gruenen Bohnen gemacht. Hmmmm, lecker!

So, und jetzt werden wir uns noch ein bisschen unsere alte Heimat in einem Kieler Tatort begucken, den wir aus dem Internet runtergeladen haben.

Alles in allem war das ein richtig schoener freier Tag: Mann zufrieden, Hund zufrieden, und ich bin auch zufrieden.

Mein Tag gestern

Da ich gestern nicht zum Schreiben gekommen bin, hole ich es heute nach.

Ein typischer Sonntag: 5:45 Uhr aufstehen (etwas spaeter als geplant), Hund rauslassen, Kaffe machen, fruehstuecken, Sachen zusammenpacken, und dann um kurz nach sieben losfahren nach South Lyon zum Gottesdienst (etwa eine halbe Stunde Autofahrt von zu Hause). Der Gottesdienst faengt zwar erst um 9:10 Uhr an, aber es muss immer noch eine Menge vorbereitet werden: Kaffee kochen, Soundanlage, Computer und Projektor hochfahren, Abendmahlstisch herrichten, Ringordner mit dem Gottesdienstablauf fuer die Musiker (Worship Team) fertigmachen, nochmal die Predigt durchgehen, und manchmal auch noch die Toiletten saubermachen. Um 8:15 Uhr ist dann Probe mit dem Worship Team.
Gestern waren 21 Leute zum Gottesdienst da, eine ziemlich gute Zahl, wenn man bedenkt, dass wir dort als Kirche noch nichtmal ein Jahr lang existieren.

Dies hier ist unsere "Kirche", in einer Ladenzeile im kleinen Ort South Lyon:

Nach dem Gottesdienst sitzten wir meistens noch gemuetlich bei Kaffee und Keksen zusammen. Danach muss dann wieder alles abgeraeumt / runtergefahren und saubergemacht werden: restliches Abendmahlsbrot entweder aufessen oder and die Voegel verfuettern, Abendmahlswein dort ausgiessen, wo er direkt in die Erde gelangen kann, alle Elektronik ausschalten, abwaschen, Kerzen ausmachen und was sonst noch so anfaellt. Ein bisschen Zeit brauchten wir noch, um das dritte MISEREOR-Hungertuch aufzuhaengen. Die Hungertuecher machen sich richtig gut an den Waenden unserer kleinen Ladenzeile. Inzwischen ist es dort ganz gemuetlich.

So sieht es von innen aus:


Inzwischen haben wir auch etwas mehr Dekoration:



Anschliessend haben wir uns noch mit dem Fuehrungsteam zu einem spaeten Fruestueck getroffen, was aber eher einer Dienstbesprechung gleichkam. Wir haben die Fundraisingpraesentation und Organisatorisches durchgesprochen und anstehende Veranstaltungen geplant.
Dann ging es ab nach Hause.

Auf dem Nachhauseweg sahen wir einen aelteren Herren an einer Strassenkreuzung stehen. Er hatte ein selbstgemachtes Schild in der Hand auf dem es hiess, dass er Krebs hat und um Geld bittet, weil er sich die Behandlung nicht leisten kann. Ich war bewegt von seinem Mut, sich so einfach an die Strasse zu stellen. Das muss schon eine ziemliche Ueberwindung sein. Mein Mann und ich wollten natuerlich gerne helfen, konnten aber das Geld nicht so schnell rauskramen bis die Ampel wieder auf gruen sprang. Wir haben dann aber umgedreht, und ich bin ausgestiegen, um ihm das Geld zu geben. Wir kamen ins Gespraech und der aeltere Herr erzaehlte mir, dass er Hautkrebs und Darmkrebs hat. Die schlechte Wirtschaftslage in Michigan und sein Gesundheitszustand machen es ihm unmoeglich zu arbeiten und ueber den Arbeitgeber krankenversichert zu sein. Eine private Krankenversicherung kann er sich nicht leisten.

Aus eigener Erfahrung wissen wir ja, wie teuer solche Behandlungen sind. Bei meinem Mann war letzten Herbst ein Melanom entdeckt worden, das herausoperiert werden musste. Die ganzen Besuche und Behandlungen beim Hautarzt und dem Krebszentrum der Uniklinik gingen in die zehntausende. Das war fuer uns auch ein ziemlicher Brocken. Wir sind immer noch ueber eine deutsche Krankenversicherung versichert und haben eine sehr hohe Eigenbeteiligung. Aber wenigstens war der Grossteil abgedeckt.

Ich habe dem Mann ein wenig Geld zugesteckt und mit ihm mitten auf der Strassenkreuzung ein Gebet gesprochen, woraufhin er anfing zu weinen. Es war schon ein komisches Gefuehl, im Kollarhemd mitten auf einer Verkehrsinsel zu stehen und zu beten. In Deutschland waere mir das vermutlich nicht passiert. Hier in Amerika habe ich allerdings schon meine eigene Erfahrung gemacht: Ich sass einmal in Traenen aufgeloest auf dem Beifahrersitz unseres Autos, weil mich etwas ziemlich frustriert hatte. Mein Mann und ich wollten eigentlich einkaufen gehen, aber ich war fix und fertig und konnte einfach nicht mit in den Laden. Ploetzlich klopfte es an meiner Fensterscheibe, und eine junge Afroamerikanerin sagte, dass sie mich weinen gesehen hatte und gerne fuer mich beten wuerde. Sie hat dann meine Hand gehalten und besagtes Gebet gesprochen. Zuerst dachte ich: Ach, das ist wieder so typisch hier in Amerika. Und eigentlich wollte ich nur in Ruhe gelassen werden. Aber dann merkte ich, dass sich der Knoten loeste und ich mich tatsaechlich besser fuehlte. Ich weiss nicht ob es das Gebet selbst war oder einfach nur die Tatsache, dass ein voellig fremder Mensch fuer mich da war, als ich es so dringend brauchte.

Ich wuensche einfach nur, ich haette mehr fuer diesen Mann an der Strassenkreuzung tun koennen. Das Schlimmste ist, zu wissen, dass er nicht der einzige ist, dem es so dreckig geht.

Nach dem kleinen Ausflug auf die Verkehrsinsel ging es dann aber wirklich nach Hause, wo ich noch einen Salat fuer die Geburtstagsparty gemacht habe, zu der wir eingeladen waren. Danach habe ich es mir auf dem Sofa gemuetlich gemacht und mir noch die zweite Haelfte des Football-Spiels der Detroit Lions gegen die Minnesota Vikings angesehen. Die Lions haben mal wieder verloren.(Der Quarterback war auch wirklich einfach schlecht.) Zwischendurch bin ich wohl eingenickt und habe so noch einen ungeplanten Mittagsschlaf gemacht.
Abends ging es dann zum Geburtstag einer Freundin. Zum Essen gab es Rippen, Maiskolben, gebackene Kartoffeln und meinen Salat (der nicht so klasse schmeckte, weil ich zu wenig Vinaigrette gemacht hatte). Danach wurden wir Opfer eines Carcassonne-Marathons. Mein Mann und ich spielen das Spiel eigentlich sehr gerne, allerdings ist es schon ziemlich anstrengend, wenn das Ganze mehr als drei Stunden dauert.

Gegen 23:00 Uhr waren wir wieder zu Hause. Wir haben inzwischen gemerkt, dass man hier in Amerika auf Parties nie so lange bleibt, wie wir das aus Deutschland kennen. Ausserdem mussten alle ausser mir am naechsten Tag ja auch wieder arbeiten. Mein Mann und ich haben aber noch den lauen Abend bei uns zu Hause mit einem Bier bzw. einem Glas Rotwein auf der Terrasse genossen. Schliesslich konnten wir ja am naechsten Tag ausschlafen.

Samstag, 19. September 2009

Mein Tag ...

... war heute voellig unspektakulaer. Er fing an mit einer Sitzung des Gottesdienst und Musik Ausschusses (kling irgendwie sproede, Worship and Music Committee kling irgendwie besser, weiss auch nicht warum). Es war ein laaaaaaanges Meeting: zweieinhalb Stunden.
Ich war ganz neidisch auf meinen Mann und meinen Hund, die den wunderschoenen sonnig-warmen Spaetsommertag genutzt haben, und im Recreation Area spazieren zu gehen.

Danach ging es wieder an den Computer, um letzte Schliffe an der Powerpoint Praesentation fuer den Gottesdienst vorzunehmen. Ja, wir sind da sehr modern, obwohl es nur eine kleine Missionsgemeinde ist.

Uebrigens fiel mir heute morgen ein, dass wir vor drei Jahren um diese Zeit gerade dabei wahren, uns hier einzuleben. Nicht ganz leicht, wenn man nur das hat, was in zwei Koffer passt. Die Seekisten mit unserem Hab und Gut waren noch nicht angekommen. Die Gemeinde hat uns aber mit vielen Dingen ausgeholfen: Geschirr, Bettwaesche, ein paar Moebel, Toepfe und Besteck und vieles mehr. Nur auf die Tischdecke mit den Kaffeeflecken haette ich verzichten koennen.
So, das war nur eine kleine Bemerkung am Rande.

Mit einem etwas unangenehmen Telefonat bin ich jemandem ziemlich auf die Zehen getreten, was sich aber leider nicht vermeiden liess.

Bis in den Nachmittag hinein habe ich dann an einer Praesentation fuer unser Fundraising Projekt gearbeitet. Unsere Gemeinde braucht dringend Geld, um ueberleben zu koennen, und wenn man finanzielle Unterstuetzung haben will, muss man ja auch etwas vorzuweisen haben. Die Leute / Firmen / Organisationen wollen ja schliesslich wissen, in was sie investieren. Ich haette nie gedacht, dass so eine Praesention so viel Arbeit macht. Ich bin schon seit Wochen dabei und immer noch nicht fertig.

Zwischendurch habe ich mich um die dienstlichen E-mails gekuemmert.

Nach einem spaeten Mittagessen (oder fruehen Abendbrot, wie man's nimmt) habe ich mir dann ein Schlaefchen gegoennt. Allerdings ist SchlaefCHEN ein wenig untertrieben. Ich habe satte zwei Stunden geschlafen. Da gab es wohl etwas Erholungsbedarf.

Dann noch schnell los, ein Geburtstagsgeschenk fuer eine Freundin besorgen und wieder zurueck an den Computer.
Als Vikarin in Deutschland habe ich nie so viel meiner Arbeit ueber Telefon oder Computer erledigt. Mit Telefon und Internet geht zwar alles viel schneller, aber es fehlt doch der persoenliche Kontakt. So haette ich die unangenehme Nachricht lieber in einem persoenlichen Gespraech ueberbracht als am Telefon, aber da betreffende Person nicht zu einem Treffen bereit war, ging es nicht anders.

Eigentlich hatte ich vor, mich nachmittags mit etwas theologischer Literatur (Kelly Fryers "Reclaiming the 'E' Word") auf die Hollywoodschaukel im Garten zu setzten, wozu ich dann aber nicht gekommen bin. Haette mein "Schlaefchen" nicht so lange gedauert, haette es auch geklappt - glaube ich. Allerdings muss ich kein schlechtes Gewissen haben. Der Abt eines lutherischen Klosters, in dem ich im Mai ein paar Tage verbracht habe, sagte: "Schlafen ist Gottesdienst."
Ich glaube, ich muss wirklich mehr schlafen :-)

So vor einer Stunde habe ich dann die Arbeit Arbeit sein lassen, und mich stattdessen mit meinem neuen Computerspiel vergnuegt. Ja, ich muss gestehen, dass ich fuer Computerspiele eine echte Leidenschaft habe. Zumindest fuer die, bei denen man Raetsel loesen und Objekte finden muss. Ballerspiele mag ich gar nicht. Zur Zeit habe ich gerade meine "Nancy Drew" Phase.

Da mein Goettergatte sich gerade eine Folge "CSI - New York" ansieht, und mich das nicht so wirklich vom Hocker haut, habe ich beschlossen, noch eben meinen Tagesbericht in den Blog zu stellen. Ich habe es naemlich mehr mit den "CSI-Miami" Folgen.
Ja, die Sommerpause ist vorbei und die ganzen Serien fangen wieder an mit neuen Folgen. (Ich weiss: in gewissen Dingen sind wir voellig veramerikanisiert).

So, dann werde ich Nancy Drew mal noch ein bisschen bei der Loesung ihres Falles helfen, und mich dann ins Bett bequemen. Rechtzeitig schlafengehen ist Samstags angesagt, da ich Sonntags immer frueh raus muss: 5:30 Uhr um genau zu sein. Aber was beschwere ich mich? Pastoren arbeiten ja sowieso nur Sonntags, da kann man auch mal frueh aufstehen, oder ;-)

Die Geschichte von den Seesternen


Hier eine Geschichte, die mir letzte Woche jemand erzaehlt hat:

Einmal ging ein Mann am Strand spazieren. Die Sonne schien, und es war ein wunderbarer Tag. In der Ferne konnte er ein kleines Maedchen sehen, das staendig zwischen der Wasserkante und dem Strand hin und her ging. Immer wieder: hin und zurueck.

Als der Mann naeher kam, sah er, dass hunderte von Seesternen durch die Flut an den Strand gespuelt worden waren, wo sie nun im Sand lagen und zu sterben drohten. Nun konnte der Mann auch sehen, was das kleine Maedchen tat: es hob die Seesterne auf und warf sie zurueck ins Meer. Aber es waren viel zu viele. Sie alle wieder ins Meer zu werfen, schien eine unloesbare Aufgaben zu sein.

Der Mann ging zu dem kleinen Maedchen und sagte: "Du musst verrueckt sein! Da sind mehr als tausend Meilen Strand, die mit Seesternen bedeckt sind. Was fuer einen Unterschied koennen deine Bemuehungen da machen?"

Das kleine Maedchen beugte sich nach unten, hob einen Seestern auf, ging zur Wasserkannte, und warf den Seestern zurueck ins Meer. Dann drehte es sich zu dem Mann um und sagte: "Es macht auf jeden Fall einen Unterschied fuer den hier!"

Freitag, 18. September 2009

Mein Tag

So, nun zu dem, was heute so losgewesen ist.

Mein Mann und ich haben uns heute morgen mit einem Mitglied unserer Gemeinde zum Fruehstueck getroffen. Ich kann hier natuerlich aus Vertraulichkeitsgruenden nicht ins Detail gehen. Es sei nur gesagt, dass sich unsere Gespraechsthemen um die hohe Arbeitslosigkeit in Michigan, einen wegen Totschlags im Gefeangnis sitzenden Jugendlichen und Projekte in der Gemeinde drehten. MeinFruehstueck war typisch amerikanisch: Zwei Spiegeleier ("overeasy"), "hashbrowns", Toast, etwas gebratener Speck und viiiiiiiel Kaffee.
Danach ging es dann nach Hause und an den Computer. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich durch die ganzen E-mails gewuehlt habe. Zwischendurch eine Notfallmeldung: ein Kind in der Notaufnahme, das schon seit Tagen Blut spuckte und voellig dehyrdriert war. Einen Krankenhausbesuch konnte / musste ich nicht mehr machen, da das Kind heute aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Das Schlimmste ist ueberstanden und Mutter und Kind versuchen gerade, ein wenig von dem versaeumten Schlaf nachzuholen.

Dann habe ich meine Predigt fuer Sonntag fertiggeschrieben und mich an den faelligen Bericht fuer die Missionsabteilung der Evangelical Lutheran Church of America (ELCA) gemacht.
Unsere Gemeinde hat eine Zweigstelle, fuer die ich als "mission developer" zustaendig bin. Da wir Gelder von der ELCA fuer diese Mission beziehen, muessen eben auch Berichte angefertigt werden. Ich habe mich ziemlich ueber das Formblatt, das online auszufuellen ist, geaergert, weil ich denke, dass es ein voellig falsches Bild wiedergibt, von dem, was wir so machen. Als ich dann auch noch herausfand, dass ich zusaetzlich Berichte fuer die letzten acht Monate im neuen Format nachreichen muss, habe ich aufgegeben. Papierkram und Zahlen liegen mir ueberhaupt nicht.

Ueber meinen Versuch, StatCounter fuer unseren Gemeindeblog einzurichten, bin ich uebrigens dazu gekommen, mir endlich einen eigenen Blog zuzulegen. Den StatCounter brauche ich, um nachvollziehen zu koennen, wie viele Besucher unser Blog hat, damit ich diese Zahlen dann in meinem Bericht an die Kirche weitergeben kann. Die wollen unbedingt wissen wie viele Leute wir ueber's Internet erreichen. Statistiken, Statistiken, Statistiken!
Ich wuesste wirklich was besseres mit meiner Zeit anzufangen. Ausserdem hat das mit dem StatCounter noch nichtmal geklappt.

Der Mittagsschlaf, den ich mir vorgenommen hatte, fiel natuerlich aus. Wie das so oft der Fall ist. Das Mittagessen auch, da wir ja so ein feistes Fruehstueck hatten. Wenigstens habe ich mit meinem Mann noch eine Teepause einlegen koennen. Mit Apfelstrudel und Verdi. War sehr nett!

Den Rest des Tages habe ich dann wieder vor dem Computer verbracht: zunaechst mit Arbeit und dann spaeter mit einem Glas Rotwein und meinem neuen Blog.

So, das soll es fuer heute gewesen sein.
Euch allen da draussen eine friedliche und ruhige Nacht.

Gedanken zum "blogging"

Man muss wohl schon einen grossen Hang zur Selbstdarstellung haben, um einen Blog zu fuehren. Nun, den habe ich garantiert. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich gerade ueber einen Internetartikel gestolpert bin, in dem es hiess, dass Pastoren bloggen muessten.

Ich habe schon einige Zeit damit verbracht, dieses Ding hier einzurichten.Es hat ziemlich lange gedauert, da ich mir erst ueber einige Dinge klar werden musste: was fuer ein Hintergrundmotiv soll ich nehmen, was soll ich in meinem Profil angeben, in welcher Sprache soll ich ueberhaupt schreiben? Wie man sieht, habe ich mich fuer meine Muttersprache Deutsch entschieden, und nicht die Sprache des Landes, in dem ich zur Zeit lebe. Was mich dabei aergert ist, dass mein Netbook eine amerikanische Tastatur hat, was mit den Umlauten Probleme bereitet. Aber da muss ich wohl durch. Ja, solche Dinge sind mir ziemlich wichtig. Da wundert es auch nicht, dass mir Gemeindemitglieder und Kollegen den liebevollen Spitznahmen "pastor perfect" verliehen haben.

Auf jeden Fall ermoeglicht mir der Blog, etwas mehr darueber zu schreiben, was in meinem (Pastoren-) Alltag so los ist, als das bei "facebook" und "twitter" der Fall ist.
Ausserdem: Wer weiss denn, wozu es gut ist. Vielleicht koennen ja meine Erfahrungen jemandem weiterhelfen (Pastoren = Helfersyndrom ...?). Oder meine Eintraege sind einfach nur unterhaltsam.
Es ist auch eine gute Moeglichkeit der Reflektion fuer mich.

So, dann auf ins Blog-Abenteuer!


Erster Eintrag

Eigentlich haette ich das schon vor gut drei Jahren tun sollen: einen Blog einrichten. Da ging es naemlich in die USA. Aber besser spaet als nie.

So, das ist nun mein erster Testeintrag.